Der Sohn eines Vertrauten von Russlands Präsident Wladimir Putin übernimmt die Leitung des wichtigsten Onlinenetzwerks im Land. Der russische Technologie-Konzern VK teilte am Montag mit, er habe Wladimir Kirijenko zu seinem Chef ernannt. Der 38-Jährige ist der Sohn von Sergej Kirijenko, der einen Schlüsselposten im Kreml innehat. Er ist Vizechef der Präsidialverwaltung und für die Innenpolitik zuständig.

Unter dem früheren Präsidenten Boris Jelzin war Sergej Kirijenko Regierungschef. VK lobte in seiner Mitteilung den Kirijenko-Sohn für seine Kompetenz, "komplexe Projekte zu lancieren und erfolgreich zu entwickeln". Wladimir Kirijenko war zuletzt Vizechef des Telekommunikationsriesen Rostelecom.

Regierung baut Kontrolle aus

Die Ernennung des Kirijenko-Sohnes an die Spitze von VK ist nach Einschätzung von Beobachtern ein weiterer Schritt in den Bestrebungen der russischen Regierung, ihre Kontrolle über die Onlinenetzwerke auszuweiten. Zu VK gehört VKontakte, das oft als "russisches Facebook" bezeichnet wird.

VKontakte hat nach eigenen Angaben 97 Millionen Nutzer und ist das meistgenutzte Onlinenetzwerk in Russland. VK betreibt zudem diverse andere Onlinedienste und hat auch Videospiele im Angebot.

Erst vor zwei Wochen hatte der Energieriese Gazprom über eine Tochterfirma den VK-Konzern übernommen. Der Gründer von VKontakte, Pawel Durow, hatte Russland 2014 verlassen, nachdem er gezwungen gewesen war, sein Unternehmen einem Putin-Vertrauten zu überlassen. Er ist seither nicht nach Russland zurückgekehrt.

Durow gründete den Messengerdienst Telegram, der in Österreich und anderen Ländern derzeit als Plattform für Rechtsextreme und radikale Gegner von Corona-Maßnahmen massiv in der Kritik steht.

Russland schränkt Meinungsfreiheit ein

Die russische Regierung weitet ihre Kontrollmaßnahmen im Internet seit Jahren aus – als Begründungen führt sie den Schutz von Minderjährigen und die Bekämpfung des Extremismus ins Feld.

Nach Ansicht von Oppositionellen und Nichtregierungsorganisationen geht es der Regierung jedoch vor allem darum, die Meinungsfreiheit zu unterdrücken. Vor der Parlamentswahl im September hatten die US-Konzerne Apple und Google auf Druck der russischen Behörden eine App der Opposition aus ihrem Angebot entfernt. (APA, 13.12.2021)