67 Prozent der Firmen mit mehr als 200.000 Beschäftigten weltweit haben bereits ihre Datenstrategie im Senior Management angesiedelt haben.

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Unternehmen sammeln Unmengen an Daten. Doch wie werden diese Daten von ihnen genutzt? Für Strategy&, die Strategieberatung von PwC, erfährt dieser Bereich gerade eine Aufwertung, wenn auch noch Luft nach oben ist. Das zeigt eine aktuelle Erhebung der Strategieberatung.

Für die Chief-Data-Officer-Studie untersuchte Strategy& die 2500 weltweit größten börsennotierten Unternehmen, darunter 601 Unternehmen aus der EMEA-Region (Europa, Mittlerer Osten und Afrika). Als CDO (Chief Data Officer) wurden unabhängig vom tatsächlichen Titel diejenigen Manager definiert, die mit der Datenstrategie ihres Unternehmens beauftragt wurden und auf der Topführungsebene angesiedelt sind.

Ausbaufähig

Es zeigte sich, dass lediglich 25 Prozent der untersuchten Betriebe in EMEA bereits die Stelle eines CDO besetzen. Spitzenreiter unter den europäischen Ländern sind Frankreich und Großbritannien: 42 Prozent der beschäftigten CDOs sind dort tätig. Nur knapp acht Prozent der CDOs arbeiten für Firmen in Deutschland. Relativ betrachtet belegt Deutschland ebenfalls die Schlusslichtposition in der europäischen Konkurrenz: Nur 18 Prozent der deutschen Unternehmen haben die Stelle eines CDO bereits besetzt, wohingegen 56 Prozent der französischen Firmen schon eigene gehobene Positionen geschaffen haben. Eine belastbare Datenbasis für Österreich konnte die Analyse nicht liefern.

Für Willibald Kofler, Country Head von Strategy& Österreich, liegt der Grund dafür darin, dass diese Rolle noch relativ jung sei. "Vielfach ist die strategische Datennutzung noch in anderen Rollen verortet, wie beispielsweise dem Chief Information Officer oder dem Chief Digital Officer." In den kommenden Jahren erwartet er aber für diesen Bereich eine Bündelung der Kompetenzen der verteilten Datenverantwortung hin zu einer zentralen Stabsstelle. Auch die Unternehmensgröße spielt eine wichtige Rolle. Die Studie zeigt, dass 67 Prozent der Unternehmen mit mehr als 200.000 Beschäftigten weltweit bereits ihre Datenstrategie im Senior Management angesiedelt haben.

Versicherungen und Banken

Nach Branchen betrachtet sei der Bereich Financial Services und Banken bei diesen Positionen Vorreiter. Aktuell werde die Mehrheit der gesammelten Daten aber für die defensive Nutzung eingesetzt, sagt Matthias Schlemmer, Co-Autor der Studie und Director bei Strategy& Österreich. Dabei gehe es um Datensicherheit, Compliance-Anforderungen und andere regulatorische Vorgaben.

"In den letzten 20 Jahren wurden oftmals einfach möglichst viele Daten für die Unternehmenssicherheit gesammelt. Jetzt rückt auch die offensive Verwendung, also wie daraus ein Wert fürs Unternehmen generiert werden kann, stärker in den Fokus", ergänzt er.

Weltweit haben 46 Prozent der Unternehmen aus dem Versicherungsbereich, gefolgt von 42 Prozent der Banken und 40 Prozent aus der Sparte Medien und Entertainment solche Positionen eingerichtet. Mit 29 Prozent folgt dann der Bereich Retail. Ein anderes Bild zeige sich bei Automobilunternehmen und Herstellern maschineller Anlagen, ergänzt Schlemmer. "Obwohl auch hier strategischer Bedarf für einen universellen Einsatz von Daten besteht und die Funktionalität vieler Produkte dieser Branchen immer datengetriebener wird, liegt der CDO-Anteil dort nur bei etwa einem Drittel des Niveaus von Finanzdienstleistern."

Verbesserungspotenzial gebe es laut Kofler auch bei der Diversität. "Rund 80 Prozent der CDOs sind Männer. Die Mehrheit besetzt diese Stellen mit Personen, die über 20 Jahre Berufserfahrung und zum überwiegenden Teil einen technischen oder IT-Background haben." (Gudrun Ostermann, 22.12.2021)