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Erinnert sich Äthiopiens Regierungschef Abiy Ahmed daran, dass er vor zwei Jahren den Friedensnobelpreis bekam?

Foto: REUTERS/Tiksa Negeri

Sie selbst nennt es einen "mutigen Rückzug zur entscheidenden Öffnung einer Chance zum Frieden" – doch was Tigrays Volksbefreiungsfront (TPLF) der äthiopischen Regierung jetzt vorschlägt, ist eher ein Schrei der Verzweiflung. Die Kämpfer aus Tigray zogen sich nicht hinter die Grenzen ihrer Provinz zurück, um nach 13 Monaten Krieg dem Frieden eine Chance zu geben: Sie wurden vielmehr von den Regierungstruppen – vor allem von deren neu erworbenen Drohnen – dorthin zurückgetrieben. Das "Angebot" der TPLF zu Waffenstillstandsgesprächen ist in Wahrheit ein an die Vereinten Nationen gerichteter Hilferuf.

Das weiß Äthiopiens Regierungschef Abiy Ahmed natürlich. Er kann das Angebot der von ihm zu "Terroristen" gestempelten Provinzpolitiker in den Wind schreiben und seine Soldaten weiterkämpfen lassen – die Folge wäre eine neue Runde des Bruderkriegs, die die bisher blutigste zu werden verspricht.

Oder aber Abiy erinnert sich daran, dass ihm vor zwei Jahren der Friedensnobelpreis verliehen wurde: Es ist die letzte Chance des umstrittenen Politikers, seiner Ehrung schließlich doch noch gerecht zu werden. (Johannes Dieterich, 21.12.2021)