Sturer Koch und Graf zu Zeiten der Französischen Revolution.

Foto: Jérôme Prébois / Filmladen

Wo man in deutschsprachigen Gefilden die Freiheit am Berg sucht (Monte Verità), findet man sie in Frankreich in der Küche. À la Carte! – Freiheit geht durch den Magen (Originaltitel: Délicieux) spielt kurz vor der Französischen Revolution und erzählt die Fabel von der Entstehung der Gasthäuser als Ort der Begegnung und des Genusses für jedermann und jedefrau, also als politischer Ort, denn Konversation zu Tisch war bis dahin den Adeligen vorbehalten.

Filmladen Filmverleih

Für einen Grafen kocht auch Pierre Manceron (Grégory Gadebois), doch er wird, weil er eine neue Kreation mit profanen Erdäpfeln serviert, hinausgeschmissen und muss sein Leben neu ordnen. Optimistisch sieht das sein Rousseau verehrender Sohn, denn die Rückkehr zum Herkunftsort seines Vaters, der verfallenen Poststube auf dem Land, ist auch die Rückkehr zum einfachen Leben.

Dort haust der liebenswerte Waldschrat Jacob, und schon bald wird die Männertruppe von einer Frau beehrt: der mysteriösen Louise (Isabelle Carré), die sich als Marmeladenköchin ausgibt und bei Manceron in die Lehre gehen will.

Schön ausgestattet, liebenswerte Charaktere

Allerdings macht Manceron nichts aus seiner gut gelegenen Poststube, er wartet stur darauf, dass der Graf ihn wieder in seine Dienste bittet – erst nachdem dieser seinen Besuch ankündigt, beginnt Manceron wieder zu kochen, und die Idee des Restaurants entsteht. So nimmt mit der im Hintergrund brodelnden Revolution Mancerons Emanzipation ihren Lauf.

À la Carte! ist ein schön ausgestatteter, sehr französischer Kostümfilm mit liebenswerten Charakteren, die in dem rustikalen Setting hin und wieder an Figuren aus Asterix und Obelix erinnern. Und da das Auge mitisst, ist es nur folgerichtig, dass die ungewöhnlichen Speisen, die im Lokal Délicieux serviert werden, von zwei bekannten Haubenköchen kreiert wurden. (diva, 30.12.2021)