So ähnlich umkreist der rugbyballförmige Planet in enger Umlaufbahn seinen Stern – innerhalb von lediglich 22 Stunden.
Bild: European Space Agency / AFP

Die Erde ist nicht rund – zumindest, wenn man sie mit einer perfekten Kugelform vergleicht. Ein wenig eiert sie auf ihrer Umlaufbahn durch das Sonnensystem, und Ebbe und Flut, die vom Erdmond abhängig sind, tragen ebenfalls zur tatsächlichen Form unseres Planeten bei. Im Vergleich mit anderen Himmelskörpern ist die Erde aber doch wieder ziemlich nah an der Kugelform. Der nun entdeckte Exoplanet WASP-103b beispielsweise erinnert eher an einen Rugbyball.

Im Sternbild Herkules umkreist dieser Planet sehr nah und in weniger als einem Tag seinen Mutterstern. Dadurch sind die entsprechenden Gezeitenkräfte außerordentlich stark – und verformen ihn. Diese Entdeckung gelang einem internationalen Forschungsteam mit Beteiligung der Universitäten Bern und Genf mithilfe des Schweizer Weltraumteleskops Cheops. Es sei das erste Mal, dass eine solche Verformung bei einem Exoplaneten nachgewiesen werden konnte, hieß es in einer Mitteilung vom Dienstag.

Vergleich mit Jupiter

Die Masse und der Radius des Planeten WASP-103b sind etwa eineinhalb Mal so groß wie diejenigen des Jupiters in unserem Sonnensystem. Der Exoplanet umrundet seinen Stern, der etwa 200 Grad heißer ist als die Sonne, innerhalb von nur 22 Stunden. Dabei ist die Umlaufbahn fast fünfzigmal enger als diejenige der Erde um die Sonne. Diese Bahneigenschaften führen dazu, dass die von Gezeiten verursachten Hebungen und Senkungen extrem sind: Die Kräfte zerren so stark am Planeten, dass seine Erscheinung an einen Rugbyball erinnert.

Der Exoplanet im Vergleich mit dem Gasplaneten Jupiter, dem größten Planeten unseres Sonnensystems, der übrigens etwa die 318-fache Masse der Erde hat und auf seinem Nullniveau −108 Grad Celsius kalt ist.
Bild: European Space Agency / AFP

Die im Fachblatt "Astronomy & Astrophysics" publizierten Ergebnisse lassen indessen nicht nur Schlüsse auf die bizarre Form des Planeten zu, sondern erlauben auch einen Blick in sein Inneres. Denn beruhend auf den Messungen gaben die Forschenden auch eine Schätzung für die sogenannte "Love-Zahl" ab.

Aufbau nach Love-Zahl

Mit diesem Parameter kann man in der Astrophysik eingrenzen, wie ein Exoplanet aufgebaut sein könnte. Demnach sei die Love-Zahl von WASP-103b mit derjenigen des Jupiters vergleichbar, was ungeachtet des größeren Radius und der stärkeren Sonneneinstrahlung auf eine ähnliche innere Struktur hinweist.

Die ermittelte Love-Zahl ist allerdings noch mit viel Unsicherheit behaftet. Das Team erhofft sich daher von Beobachtungen mit dem erst kürzlich gestarteten James-Webb-Weltraumteleskop, den Wert noch besser einzugrenzen. Dies würde laut den Forschenden einen noch nie da gewesenen Blick ins Innere dieses heißen Jupiters erlauben und helfen, solche Systeme der Extreme besser zu verstehen. (red, APA, 12.1.2022)