Leif Ove Andsnes – feinsinnig und dezent.

APA

Wien – Die großen Opernbühnen hat sie in den letzten Jahren triumphal erobert: Bayreuth, London, Mailand, München und Wien waren dabei. Auch wurde Lise Davidsen bei den International Opera Awards zur Sängerin des Jahres gekürt: völlig zu Recht, denn besonders in Wagners Tannhäuser als Elisabeth überzeugte sie mit einem großen, kultivierten, nach allen Seiten abgerundeten Sopran und einer makellosen Phrasierung.

Diese Qualitäten kommen der norwegischen Vokalistin auch beim Liedgesang zugute. Auf ihrer neuen Einspielung (Decca) zelebriert sie ihn anhand von Miniaturen Edvard Griegs, die sie mit ihrem Klavierpartner, Tastenstar Leif Ove Andsnes, auch im Mozart-Saal des Wiener Konzerthauses präsentierte.

Für den Großraum ...

Mühelos hätte Lise Davidsen zweifellos auch den Großen Saal gefüllt. Im kleineren Raum schien die knapp 35-Jährige jedoch grundsätzlich nicht viel anders zu agieren als bei der Hallenarie in einem sehr großen Raum. Das führte leider dazu, dass es oft bis an die Schmerzgrenze laut wurde. Der Eindruck? In etwa so, wie wenn ein Lautsprecher ständig übersteuern würde ...

Dabei verfügt Davidsen über große Präsenz und Gestaltungskunst. Sie gab der Erstaufführung (!) von Griegs Liederzyklus Haugtussa ("Das Kind der Berge") im Konzerthaus große emotionale Tiefe, während sich Leif Ove Andsnes feinsinnig und dezent im Hintergrund hielt und dabei mit gleichsam orchestralen Farben Natur- und Seelenbilder skizzierte. Richard Wagners Wesendonck-Lieder interpretierte die Sopranistin mit fließender Wärme.

Richard Strauss’ Cäcilie und Zueignung gab sie mit großem Aplomb, dessen Lied Morgen dann auch sehr innig. Sie gestaltete zugleich aber auch im Piano in einer Weise, dass es für die Möglichkeiten des kleineren Saals doch etwas überdimensioniert wirkte. Großer Jubel folgte natürlich dennoch. (Daniel Ender,14.1.2022)