Paul Kaufmann untersuchte die Presseaussendungen und Wahlprogramme der fünf im Nationalrat vertretenen Parteien vor der Nationalratswahl 2019 und nach der Regierungsbildung mittels qualitativer Inhaltsanalyse.

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"Wir müssen unser Reden richtig gestalten, damit wir ins Tun kommen." Diese Erkenntnis gewann Paul Kaufmann im Zuge seiner Masterarbeit. Der Absolvent des Studiengangs Media- und Kommunikationsberatung der Fachhochschule St. Pölten beschäftigte sich darin mit dem "Framing in der österreichischen Klimapolitik". Im Herbst 2021 wurde er dafür doppelt ausgezeichnet: mit dem Würdigungspreis für Abschlussarbeiten des Wissenschaftsministeriums und dem Franz-Bogner-Wissenschaftspreis 2020 des Public-Relations-Verbands Austria.

Die Klimakrise ist eines der drängendsten Probleme unserer Zeit, Maßnahmen dagegen sind eine zentrale politische Aufgabe. Ob und in welchem Umfang Klimaschutz politisch durchgesetzt werden kann, hängt wesentlich von der öffentlichen Meinung ab, schreibt Kaufmann in seiner Arbeit. Umso erstaunlicher ist, dass es bisher keine Daten dazu gab, wie die österreichischen Parteien das Thema kommunizieren und in welchen Deutungsrahmen sie es stellen.

"Framing" wird das in den Sozialwissenschaften genannt. Kaufmann untersuchte die Presseaussendungen und Wahlprogramme der fünf im Nationalrat vertretenen Parteien vor der Nationalratswahl 2019 und nach der Regierungsbildung mittels qualitativer Inhaltsanalyse. Erwartbar war das Ergebnis für die FPÖ: Der Begriff "Klimakrise" kommt in deren Kommunikation nicht vor, stattdessen wird von "Klimahysterie" geschrieben.

Generationen

Die ÖVP betonte die wirtschaftlichen Vorteile von Klimaschutzmaßnahmen, die SPÖ die soziale Gerechtigkeit, die Grünen kommunizierten negativ wie positiv, also die Gefahren der "Klimakatastrophe" ebenso wie die Chancen. Überraschend war für Kaufmann, dass die Neos vor allem auf die Auswirkungen für die kommenden Generationen setzten. Das sei der Partei selbst nicht bewusst gewesen, erzählt er.

In seiner Arbeit ging er davon aus, dass der "Generationen-Frame" die Menschen weniger dazu bringt, ihr Handeln zu ändern, weil die Notwendigkeit in weiter Ferne scheint. Seine Feldstudie bestätigte diese Hypothese jedoch nicht: Den Teilnehmenden wurde ein kurzer Artikel zur Klimakrise vorgelegt. Der Fokus der Texte lag einmal auf den Chancen und einmal auf den kommenden Generationen. Wider Erwarten stimmten beide Gruppe anschließend einer CO2-Steuer zu. Das sollte jedoch weiter erforscht werden, empfiehlt der Autor, der am 31. Jänner im Haus der Industrie über Framing-Strategien in der Klimapolitik referiert.

Kaufmann wuchs im Raum Wels auf, studierte in Wien und Salzburg Kommunikationswissenschaft und Politikwissenschaft und hat den Master an der FH St. Pölten absolviert. Im Zuge eines Auslandssemesters in Stockholm beschäftigte er sich mit der Klimakrise und der Kommunikation darüber, was ihn zu seiner Masterarbeit motivierte.

Derzeit in der Unternehmenskommunikation tätig, kann er sich vorstellen, künftig weiter zu politischer Kommunikation zu forschen. Seine Freizeit verbringt er mit Sport oder am Schlagzeug im Musikverein Gunskirchen. (Sonja Bettel, 25.1.2022)