Arbeiten trotz Quarantäne? Für den ÖVP-Wirtschaftsbund ein gangbarer Weg.

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Wenn immer mehr mit Omikron Infizierte und folglich in Quarantäne Abgesonderte ausfallen, dann könnte das die gewohnt reibungslos funktionierende Infrastruktur bis zur üblichen Überfüllung der Supermarktregale gefährden. Der ÖVP-Wirtschaftsbund will jetzt mit Homeoffice- und Arbeitspflicht für alle, die mit "milden Verläufen" aus der Betriebsstätte müssen, gegensteuern. Wer nicht nachweislich schwer an seiner Infektion leidet, dem soll per Gesetz Arbeiten angeordnet werden. Der Aufschrei der Arbeitnehmervertretungen folgte am Wochenende.

Das Nein zu einer solchen Arbeitspflicht wird kompliziert argumentiert, etwa mit der Definitionsfrage von "mildem Verlauf" inklusive dann laufend nötiger ärztlicher Überprüfung der Betroffenen. Alles richtig, auch dass normative Rahmen für eine einseitige Homeoffice-Anordnung fehlen.

Tatsächlich ist dieser Vorstoß der VP-Wirtschaftsvertreter aber ein Outing ihres Menschenbildes: Wer kann, hackelt nichts und macht sich auf Kosten der Arbeitgeber ein schönes Sofastündchen. Wer nicht mit Peitsche und Gesetz gezwungen wird, der arbeitet sowieso erst gar nicht. Das mag auf manche Menschen zutreffen, die Joberfahrung als austauschbare Nummer gesammelt haben. Das wiederum ist aber Ergebnis von Chefs, die "Untergebene" mit vorindustriellen Methoden führen – statt mit Vertrauen, Respekt und Wertschätzung. (Karin Bauer, 23.1.2022)