Von links: GPA-Vorsitzende Barbara Teiber, GP- Jugendsekretär Christian Hofmann, Yeswecare-Initiator Daniel Landau, AK-Präsidentin Renate Anderl zum Start der Petition.

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Am 19. Dezember drückten rund 30.000 Menschen bei einem Lichtermeer am Wiener Ring ihre Solidarität mit Beschäftigten im Gesundheits-, Pflege- und Bildungsbereich aus. Nun fordert die Initiative Yeswecare, die die Kundgebung organisiert hatte, mittels einer Petition Verbesserungen für Beschäftigte im Gesundheits- und Bildungsbereich. In einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Arbeiterkammer (AK) und GPA wurden höhere Löhne und mehr Personal, aber auch kurzfristige Maßnahmen wie ein zusätzlicher freier Tag pro Monat gefordert. "Um wieder Kraft und Energie zu tanken", sagte GPA-Vorsitzende Barbara Teiber. Daniel Landau, Mitinitiator des Lichtermeers, forderte außerdem einen "Notstopp" der Schulen für dieses Semester.

"Die Schulen waren und sind Drehscheiben des gesamten Covid-Geschehens", heißt es in einer Aussendung, die Yeswecare bereits vor einer Woche gemeinsam mit den Unabhängigen Gewerkschaftern im Öffentlichen Dienst und in ausgegliederten Betrieben (UGÖD) ausgeschickt hat. Bei der Pressekonferenz am Montag bekräftigte Landau diese Forderung. "Auch der Verbleib in der Schule kann psychisch belasten", sagte er. Schülerinnen und Schüler, aber auch das Lehrpersonal seien aktuell aufgrund der hohen Infektionszahlen und des nahenden Semesterendes einem doppelten Druck ausgesetzt. Er fordert daher, den Unterricht auf freiwillige Teilnahme in der Schule mit der Option auf distance learning umzustellen, keine Prüfungen mehr in diesem Semester abzuhalten und die Leistungsbeurteilung stattdessen auf Basis der bisher erbrachten Leistungen zu treffen.

"Klatschen reicht nicht mehr"

Abgesehen davon brauche es langfristige Verbesserungen im Bildungs- und Pflegebereich. "Hier wurde bisher nur versprochen, aber es findet garantiert nichts statt", sagte Landau. Es sei ein Skandal, wenn im Kindergarten eine Pädagogin für 20 oder mehr Kinder Verantwortung tragen müsse. Gruppen sollten maximal sieben Kinder umfassen, fordert Landau.

"Klatschen und Kerzen anzünden allein reicht nicht aus", sagte auch die GPA-Vorsitzende Teiber bei der Pressekonferenz. Viele Arbeitnehmer im Pflege- und Gesundheitsbereich würden bereits überlegen, den Job zu wechseln, bis 2030 würden rund 100.000 Pflegekräfte fehlen, ergänzte Christoph Hofmann, Jugendsekretär der GPA. Es brauche daher höhere Löhne, kürzere Arbeitszeiten, eine Streichung der Ausbildungskosten und generell eine finanzielle Absicherung für die Zeit der Ausbildung. "Es kann nicht sein, dass viele neben der Ausbildung arbeiten müssen, um sich diese überhaupt leisten zu können", so Hofmann.

Im Pflegebereich seien die Beschäftigten aber dermaßen an der Belastungsgrenze angekommen, dass es kurzfristige Entlastungsmaßnahmen brauche, sagte Teiber. Sie forderte 20.000 zusätzliche Jobs für administrative Tätigkeiten, damit Pflegekräfte ihren eigentlichen Aufgaben nachkommen können, und einen zusätzlichen freien Tag im Monat. "Um wieder Kraft und Energie zu tanken", so Teiber.

Der Druck im Pflege- und Bildungsbereich komme aber nicht nur von den Arbeitsbedingungen, sondern aktuell teilweise auch von der Gesellschaft, sagte Teiber. "Es ist bizarr, wenn radikale Impfgegner jene Menschen angreifen, die sich um uns kümmern", sagte die GPA-Vorsitzende und erinnerte an Proteste vor einem Linzer Hort in der vergangenen Woche, aber auch an Handelsangestellte, die oft angepöbelt würden, wenn sie die Einhaltung der Corona-Maßnahmen kontrollieren. "Die Handelsangestellten führen etwas durch, was die Regierung beschlossen hat, aber es sind die falschen Menschen, um an ihnen den Zorn auszulassen", so Anderl.

"Das Land ist nicht gespalten", betonten alle Vortragenden. "Es ziehen Risse durch das Land, ja, es gibt manchmal Brösel. Jetzt ist die Politik gefragt. Wir sprechen auch die Opposition an: Rüsten wir ab! Beginnend bei den Worten", sagte Landau. (jop, 24.1.2022)