Die gebürtige Salzburgerin mit ihrem Instrument im Wiener Konzerthaus.

Foto: Heribert Corn/www.corn.at

Der STANDARD feiert seine zehntausendste Ausgabe. Aus diesem Anlass beschäftigen wir uns mit der Zahl Zehntausend.

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Meine Familie ist sehr musikalisch. Als Kind wollte ich meinen Eltern und älteren Geschwistern beim Musizieren nicht nur zusehen, sondern auch selbst mitspielen. Ich interessierte mich für Klarinette, Harfe und Cello. Auf Letzteres fiel meine Wahl schlussendlich. Ich begann den Unterricht mit fünf Jahren und hatte sofort eine spielerische Verbindung und einen natürlichen Zugang zu dem Instrument.

Seitdem habe bereits mehrere Zehntausend Stunden mit diesem Instrument verbracht. Man bemerkt die kleinen Fortschritte beim Üben oft gar nicht. Erst wenn man wichtige Techniken beherrscht, wie gewisse Fingerpositionen oder den bewussten Einsatz von Vibrato, hat man die ersten kleinen Erfolgserlebnisse.

Kein Zwang

Mit zwölf oder 13 Jahren wollten mir manche Stücke einfach nicht gelingen. Dass ich sie nicht so spielen konnte, wie sie in meinem Kopf klangen, war oft frustrierend. Doch am Ende hat mich immer der Ehrgeiz gepackt, und ich habe einfach weitergeübt, bis ich die Stücke in den Fingern hatte. Während meines Musikstudiums in Berlin habe ich mich dem Cello an manchen Tagen exzessiv gewidmet, manchmal sogar von halb acht in der Früh bis zehn am Abend gespielt.

Heute kann ich mir das gar nicht mehr vorstellen. Nach intensiven Spielzeiten – wie zum Beispiel nach einer Konzertreise – brauchen mein Cello und ich eine kleine Pause voneinander. Aber prinzipiell ist das Spielen für mich nicht Arbeit oder gar Zwang. Sich Freiheit und Leichtigkeit beim Musizieren zu bewahren, ist eines meiner wichtigsten Ziele und zugleich Schlüssel zum Erfolg. Mit Worten könnte ich mich nie so gut ausdrücken wie mit meinem Instrument. (Michael Steingruber, 26.1.2022)