Akademische Vitae nehmen zuweilen die Form ungewöhnlicher Pfade an. Armin Kirchknopf etwa war studierter Archäologe mit Grabungserfahrungen unter anderem in Ägypten, ehe er sich zum Wechsel in die Welt der Medientechnologien entschied. An der Fachhochschule St. Pölten schloss der 32-Jährige kürzlich den Masterstudiengang Interactive Technologies ab.

Armin Kirchknopfs Fake-News-Detektor kommt auf eine Trefferquote von 95 Prozent.
Foto: FH St. Pölten

In seiner Masterarbeit hat er sich mit den Informationen in sozialen Netzwerken beschäftigt und erhielt dafür einen Würdigungspreis für herausragende Abschlussarbeiten des Wissenschaftsministeriums. In seiner Arbeit hat Kirchknopf Lernalgorithmen der künstlichen Intelligenz genutzt und modifiziert, um ein neuronales Netz darauf zu trainieren, Fake News in Beiträgen sozialer Medien zu erkennen.

Die dafür genutzten Trainingsdaten stammen aus dem frei verfügbaren Datensatz Fakeedit, der eine Million Beiträge der Social-Media-Webseite Reddit enthält. Auf Reddit können Nutzer Beiträge zu beliebigen Themen online stellen, die dann von anderen bewertet und kommentiert werden. Fakeedit ist ein sogenannter multimodaler Datensatz. Das bedeutet, dass er neben reinem Text auch Bilder, verschiedene Metadaten und Userkommentare enthält.

Relevante Muster

Zusätzlich ist jeder einzelne Beitrag als Fake oder Nicht-Fake gekennzeichnet. Algorithmen des maschinellen Lernens können aus den Beitragseigenschaften beziehungsweise -merkmalen (Text, Bild, Kommentar, Metadaten) in Kombination mit der Information, ob es sich bei einem Beitrag um Fake oder Nicht-Fake handelt, relevante Muster extrahieren, die verallgemeinerbar sind. Die gelernten Muster sind somit auf neue Beiträge anwendbar, die nicht im Trainingsdatensatz enthalten waren.

Kirchknopf ist dabei offenbar sehr geschickt vorgegangen, denn sein Fake-News-Detektor kommt auf eine Trefferquote von 95 Prozent. Im Durchschnitt erkennt er also 95 von 100 Falschnachrichten korrekt als solche. Aktuell arbeitet der Medienwissenschafter als Junior Researcher an der FH St. Pölten und ist dort auch in der Lehre tätig. Daneben bindet vor allem das Start-up Circly, das Kirchknopf Anfang 2021 gegründet hat, seine Ressourcen.

Das Unternehmen errechnet im Auftrag von Kunden aus dem Konsumgüterhandel Absatzprognosen für sogenannte schnelldrehende Artikel. Das sind Produkte, die nur sehr kurz im Laden stehen, weil sie rasch gekauft werden. Typischerweise sind das Waren des täglichen Bedarfs und Lebensmittel.

Die dahinterstehende Technologie von Circly basiert darauf, Verkaufsdaten aus der Vergangenheit mit externen Faktoren wie etwa Konjunktur- und Arbeitsmarktstatistiken oder sogar dem Wetter zum jeweiligen Verkaufszeitpunkt zu korrelieren. Dadurch werden mathematische Muster sichtbar, die es erlauben, auf die Zukunft zu schließen.

Wie auch bei Kirchknopfs Masterarbeit sind auch hierbei künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen die Kernelemente. Statt durch Sand und Erde gräbt sich der Ex-Archäologe heute nur noch durch Datenberge. Und er erweist sich dabei als sehr erfolgreich. (Raimund Lang, 4.2.2022)