Die internen Untersuchungen zu mutmaßlichen Lockdown-Verstößen im Umfeld des britischen Premiers sind abgeschlossen.

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Boris Johnson ist nicht gut für Großbritannien. Ein Angehöriger der Upper Class, der mit seiner klassischen Bildung brilliert (auf Youtube gibt es ein Video, wo er minutenlang den Beginn der Ilias auswendig rezitiert – auf Altgriechisch). Zugleich ein prinzipienloser Scharlatan, der mitgeholfen hat, das UK aus Europa hinauszulügen.

Wenn er fällt, dann aber nicht darüber, sondern über After-Work-Partys in Number 10 Downing Street im Corona-Lockdown. Oft sind es die weniger schwerwiegenden Verstöße, die Populisten zu Fall bringen. Nicht katastrophales Regieren, nicht permanentes Lügen, nicht die lächerlichen Auftritte – sondern ein Verstoß gegen die Corona-Regeln. Oder, genauer, das diesbezügliche Lügen.

Dampf ablassen

Work hard and play hard – das ist die Devise in den Druckkochtöpfen von unter anderem (Premier-)Ministerbüros, kreativen Agenturen und (manchen) Redaktionen. Dampf ablassen am Freitag nach einer harten Woche, ein paar Drinks ("bring your own booze", soll Johnson gesagt haben), ein bisschen Kameraderie, ein bisschen Bürointrige, vielleicht der eine oder andere Flirt. Soll nicht vorkommen im Lockdown, kann aber.

Doppelstandard, gewiss, und Heuchelei. Das können sie gut, die Briten, und die Österreicher übrigens auch. Reicht es für den Rücktritt eines Premierministers? Nur wenn er es schon vorher zu weit getrieben hat. Und das hat Johnson. Dann reicht ein relativ banaler Anlass. (Hans Rauscher, 27.1.2022)