Dirigent Jakub Hrůša – von hinten ganz der junge Andy Borg!

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Wien – Ach, Mahler! Auch in seinen Symphonien ist der Staatsoperndirektor in (ewiger) Ruhe ein Theatermacher, ein Geschichtenerzähler, ein Anwalt der Liebe und – im Falle seiner Zweiten – des Glaubens. Höllensturz und Himmelfahrt: Das bekommt das Genie auf einer Doppelseite der Partitur unter.

Geplättet und erhoben gleichzeitig fühlte man sich nach der Aufführung des eineinhalbstündigen Großwerks durch die Bamberger Symphoniker und Jakub Hrůša im Konzerthaus – nach der finalen Beschallung mit all dem Es-Dur-Bombast aus zahllosen Kehlen, Orgelpfeifen, Blechröhren und hölzernen Resonanzkörpern jedweder Größe. Danke, Kulturgeschichte der Menschheit! Und faszinierend, dass einer ihrer Höhepunkte dem Tosen der Niagarafälle gleichkommt.

Vulkanausbruch

Dank aber auch dem Dirigenten: Jakub Hrůša – von hinten ganz der junge Andy Borg! – führte die Franken mit dem explosiven Furor eines Uli Hoeneß (nach Bayern-Niederlagen) und dem Punch des jungen Mike Tyson an. Der Beginn des Finalsatzes etwa: wie ein Vulkanausbruch. Der 40-Jährige konnte aber auch anders: seidenfein das E-Dur-Elysium im Kopfsatz, mit melodischen Linien wie von Klimt gemalt. Wattebauschweich, aber mit graziler Eleganz auf den Zehenspitzen getanzt das Andante moderato.

Dass die Trompeten einmal keinen guten Abend hatten: geschenkt; herausragend poetisch indes der erste Oboist. Die Solistinnen (Christina Landshamer und Anna Lucia Richter) und die Wiener Singakademie führten schlussendlich behutsam in Richtung Auferstehung. (Stefan Ender, 28.1.2022)