Wer sich mit einem Pick-up in Wien bewegt, ist selbst schuld. So ein Auto ist nicht für die Stadt gemacht, so eine Stadt nicht für dieses Auto. Wenn man dann aber gezwungenermaßen über die Straßen der Hauptstadt rollen muss, um ihr zu entfliehen, erntet man abfällige Blicke, niemand will einen überholen, und wenn man nicht aufpasst, hat man einen Anti-SUV-Aufkleber am Außenspiegel picken (dem Kollegen Stockinger am Flughafen passiert, kein Scherz). Und dann hat das Ding auch noch ein Wiener Kennzeichen, na seas. Eine Provokation auf vier Rädern.

Foto: Stockinger

Aber wie gesagt, das passiert nur innerhalb der Grenzen Wiens. Hat man diese einmal verlassen, kann man den Hilux in Ruhe für das bewundern, was er ist und was viele oft zu vergessen scheinen: ein Nutzfahrzeug.

Eins nach dem anderen: Invincible stand bei unserem Hilux-Testfahrzeug nicht nur hinten dick auf der Heckklappen, es steckte auch überall drin. Denn Invincible ist die neue Ausstattungslinie, die Premium-, die Lifestyle-Variante, wenn man so will.

Mächtig steht er da in seinem Element: Der Toyota Hilux ist ein Nutzfahrzeug, das auch auf Asphalt Laune macht.
Foto: Stockinger

Was es da gibt? 18 Zoll Leichtmetallfelgen in Schwarz, graue Außenspiegelkappen und diverse Karosserieverbreiterungen samt Schriftzug. Dazu innen frische Ledersitze und sonstige Spielereien, die das bisherige Top-Modell (Lounge) eh schon geboten hat.

Setzt man sich in den Unbesiegbaren, muss man sich erst einmal umgewöhnen. Die Länge des Hilux, satte 5,33 Meter, ist nicht nur eine Klasse für sich, sie muss auch erst einmal manövriert werden. Zum Glück gibt es ab der Active-Ausstattung eine Rückfahrkamera, die ist sehr zu empfehlen. Vor allem auf engen Parkplätzen ist man heilfroh, wenn man ohne Narbe auf dem Lack wieder rauskommt – was uns gelungen ist.

Zur Auswahl stehen zwei Diesel-Antriebe. Einmal den 2,4-Liter- und einmal den 2,8-Liter-Vier-Zylinder-Vertreter. Wir durften den Stärkeren kutschieren, den mit 150 kW (204 PS). Die sind auch bitter nötig, immerhin wiegt der Double-Cab-Hilux etwas mehr als zwei Tonnen. Das klingt nicht allzu ungewöhnlich, Sie müssen sich aber vor Augen führen: Das ist ausnahmsweise mal kein Elektroauto.

Foto: Stockinger

Wirklich flott kommt man damit nicht vorwärts, halb so wild, muss man ja auch nicht. Dafür ist das Fahren mit dem Pick-up auf Land- und Schnellstraßen ungemein komfortabel. So verhasst große Autos auch sind, die erhöhte Sitzposition ist für lange Strecken ein Segen. Zudem ist der Hilux so abgestimmt, dass man quasi bei jeder Bodenwelle "mitschwimmt".

Ist das Eco, oder kann das weg?

Und ob fürs private Reisen oder fürs geschäftliche Schleppen, das Platzangebot im Pick-up ist schon einmalig. Die Rückbank ist geräumig genug, dass man also auch bequem zu viert oder fünft fahren kann, die Pritsche ist allein 1,55 Meter lang. Bretter, Werkzeuge, Steine, Rasenmäher, Schirmständer, Glasscheiben – es gibt wahrscheinlich wenig, was man nicht mit dem Hilux transportieren könnte. Und dafür ist er ja immerhin auch da. Ich habe vergessen, von der Burg Friesach, bei der ich damit zu Besuch war, ein paar Steine mitzubringen. Die wären sich locker noch ausgegangen.

Irgendwann dürfte die Polizei aber etwas dagegen haben, anders als in den USA. Dort, auf einem Highway, habe ich einmal einen Pick-up gesehen, der auf seiner Ladefläche nicht nur drei Arbeiter, sondern auch eine rund drei Meter hohe Palme transportierte. Hach, Amerika.

Wer übrigens glaubt, der Hilux sei ein Nischenprodukt, der irrt. Seit 1968 hat sich der Toyota-Vertreter mehr als 19 Millionen Mal verkauft. Das sind beeindruckende Zahlen, die zeigen, wie beliebt der Hilux als Packesel doch ist. Vor allem in Afrika, wo auch die Produktion des Europa-Hilux stattfindet.

Foto: Stockinger

Aber zurück zum Fahrerischen. Ins Gelände kann man sich mit dem Koloss natürlich auch sorgenfrei bewegen, dank Allradantrieb. Ob man nun Kraft auf alle vier oder nur auf zwei Räder verteilen will, kann man mit einer einfachen Drehung des dazugehörigen Schalters im Cockpit einstellen. Wieder eine Eigenschaft, die nicht wirklich in die Stadt passt, aber wen wundert es.

Was das Infotainment angeht, reißt man sich bei Toyota kein Bein raus. Touch gibt es eh, viel wird aber auch über die Tasten links und rechts des Acht-Zoll-Bildschirms gesteuert. Auch das mutet heutzutage wenig an, mit all den Essenstablets im Cockpit (Mustang Mach-E, ich schau zu dir), aber es reicht vollkommen aus.

Eine Kuriosität noch zum Abschluss. Befindet der Hilux sich in einem niedrigen Drehzahlbereich, schaltet er auf die "Eco"-Funzel. Der Pick-up verbraucht knapp 9,5 Liter auf 100 Kilometer und stößt fast 250 Gramm CO2 pro Kilometer aus. Das kann man schon als mutig bezeichnen, dazu das Wort "Eco" in den Mund zu nehmen. (Thorben Pollerhof, 11.2.2022)