Seit März 2021 ermittelt die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft gegen das noch junge Unternehmen.

Foto: Hygiene Austria

Vor bald einem Jahr stürmten Kriminalbeamte die Werkshalle von Hygiene Austria in Wiener Neudorf. Der Vorwurf lautet seither, dass der Maskenhersteller im großen Stil FFP2-Masken aus China als heimische Ware umetikettiert und verkauft haben soll. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) ermittelt in dieser Causa. Es geht auch um den Verdacht der organisierten Schwarzarbeit eines Firmengeflechts, das mitunter aus dubiosen Leiharbeitsfirmen bestand, die nur zum Schein existiert haben sollen.

Seit Monaten hielt sich Hygiene Austria, die sich im Besitz des Textilherstellers Palmers befindet, hinsichtlich der Affäre bedeckt und verwies stets auf eine laufende "forensische Untersuchung". Wie sich nun herausstellt, war Ernst & Young (EY) mit dieser Aufgabe betraut. Die bekannte Unternehmensberatungsfirma sollte unter anderem die Frage klären, wie viele Chinamasken Hygiene Austria schlussendlich fälschlicherweise als "made in Austria" in Umlauf brachte.

Wie der Maskenhersteller nun per Aussendung mitteilte, wurden seit der Gründung des Unternehmens im Jahr 2020 bis 12. Juli 2021 mehr als 119 Millionen FFP2- und Mund-Nasen-Schutz-Masken produziert. Darin enthalten seien rund 110.000.000 FFP2-Schutzmasken, die selbst oder durch einen zertifizierten chinesischen Lohnfertiger angefertigt wurden. Konkret sollen rund acht Millionen davon aus China gekommen sein, um die stark steigenden Nachfragespitzen in der Corona-Krise meistern zu können, wie Hygiene Austria mitteilte.

Höhere Kosten bei Chinaware

Die Masken aus China sollen "zumindest denselben Schutz" wie die Eigenware geboten und heimischen sowie europäischen Sicherheitsstandards entsprochen haben. "Es wurde jeweils dasselbe Material, derselbe Nasenbügel, derselbe Gummi, dieselbe Grammatur, dieselbe Bauanleitung und dasselbe Knowhow ver- bzw angewendet", heißt es in der Aussendung.

Hygiene Austria wies außerdem darauf hin, dass "die Kosten der vom zertifizierten Lohnfertiger für die Hygiene Austria hergestellten FFP2-Schutzmasken wesentlich höher waren als die Produktionskosten der eigens produzierten FFP2-Schutzmasken". Die Mehrkosten seien folglich nicht auf den Kunden übertragen worden.

Die Untersuchung durch EY "erfolgte ausschließlich durch Vornahme von Befragungen mit sachverhaltsrelevanten Personen". Der gesamte Bericht wurde noch nicht veröffentlicht. (Jan Michael Marchart, 31.1.2022)