In der Staatsholding Öbag ist das Familiensilber der Republik Österreich gebündelt.

Wien – Es ist so weit. Die Öbag hat eine neue Leitung, die 64-jährige Edith Hlawati wird die Staatsholding künftig führen. Es bleibt damit weiterhin bei einem Alleinvorstand, trotz Kritik an dieser Konstruktion. Wenngleich noch sehr jung (die Österreichische Beteiligungs AG wurde unter Türkis-Blau gegründet, ging im Februar 2019 aus der Öbib GmbH hervor), hat die Beteiligungsgesellschaft eine sehr bewegte Geschichte.

Ihr erster Chef, der am 1. April 2019 ins Amt gekommene Thomas Schmid, trat nach Bekanntwerden seiner Chats mit diversen türkisen ÖVP- und anderen Granden im Juni vorigen Jahres zurück, gegen ihn wird in der Causa Postenschacher ermittelt, wobei er die Vorwürfe bestreitet. Es hatte in seiner vorherigen Rolle als Generalsekretär des Finanzministeriums mit großer Ambition auf den Chefsessel der Staatsholding hin- und am Öbag-Gesetz mitgearbeitet, auch Hlawati als Rechtsanwältin und langjährige Beraterin der Staatsholding war mit dieser Materie betraut gewesen. Nach Schmids Rücktritt übernahm Christine Catasta die Öbag-Führung interimistisch, nun hat sie das Unternehmen verlassen.

Ruhigere Gewässer

Nun soll die Öbag in ruhigeres Fahrwasser kommen. Die Holding hält Anteile an elf staatlichen Unternehmen, die zusammen rund 31 Milliarden Euro wert sind (siehe Grafik). Dazu gehören die börsennotierte OMV, die Post AG, die Telekom Austria, der Glücksspielkonzern Casinos Austria AG, die Bundesimmobiliengesellschaft BIG und die APK Pensionskasse. Der Energieversorger Verbund AG ressortiert zwar nicht zum Portfolio der Öbag, wird aber von ihr fürs Finanzministerium gemanagt.

Dass die Wahl des Aufsichtsrats unter Helmut Kern auf die langjährige Beraterin der Verstaatlichten mit Sitz und Stimme in den Öbag-Beteiligungen Post und Telekom Austria fiel, trug zur Abflachung der hohen Wellen zunächst nicht bei. Ausgeschrieben war ein Posten für Manager mit internationaler und mit Industrie- und Managementerfahrung. Die Wirtschaftsanwältin, die nie in einem Industrieunternehmen operativ tätig war, brachte beides nicht mit. Anders als Siemens-Österreich-Chef Wolfgang Hesoun, der von Personalberater Egon Zehnder angestupst worden sein soll, sich zu bewerben.

Diskrete Bestellung

Hlawatis diskrete Bestellung – ihre Bewerbung erfolgte unter dem Radar der Öffentlichkeit – im Nominierungsausschuss in "völliger Harmonie" und "völlig einhellig", wie Kern beteuerte, ließ die Wogen hochgehen. Nicht nur die Opposition beklagte mangelnde Transparenz und fehlende Managementkompetenz. Dass die Öbag – entgegen allen Empfehlungen – wieder einen Alleinvorstand hat, wiegt das Installieren zweier Executive Directors kaum auf. Im Jänner wurden mit Carola Wahl und Robert Stajic zwei (weisungsgebundene) Prokuristen bestellt, die nun mit Hlawati den erweiterten Vorstand bilden.

Im Umgang mit Syndikatspartnern wie América Móvil (Telekom Austria) oder Mubadala (aus Abu Dhabi; hält 24,9 Prozent an der OMV) wird das wohl kaum beeindrucken. Dabei stehen wichtige Weichenstellungen an. 2024 etwa läuft der Syndikatsvertrag mit Mexiko aus, auf dem Spiel stehen für die Österreicher der Generaldirektorenposten und das Headquarter der A1-Gruppe in Wien. Ein Tauziehen gibt es um den Verkauf der Handymasten – und ein alter Wunsch der Mexikaner ist auch noch unerfüllt: das Delisting der A1-Aktie von der Wiener Börse. Die Börsennotiz koste mehr Geld, als sie nützt, der Freefloat ist gering, heißt es. Offen sind auch strategische Weichenstellungen: Will die Öbag neue Minderheitsbeteiligungen eingehen oder nur bestehende Beteiligungen verwalten? Wie gelingt die Neuausrichtung der OMV?

Abbag statt Cofag

Bei all dem geht es um viel Geld. Wie übrigens auch bei Bernhard Perner. Der Schmid-Vertraute wurde laut Presse als Abbag-Geschäftsführer bestätigt. Allerdings muss er auf einen Bonus verzichten und sich mit einer Jahresgage von 317.000 Euro bescheiden. Dafür ist er Mitte des Jahres seine Funktion als Cofag-Geschäftsführer los. (Renate Graber, Luise Ungerboeck, 1.2.2022)