Eine Schnellschätzung der Statistik Austria stellt einen deutlichen Anstieg der Inflation fest.

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Wien – Auch im neuen Jahr 2022 reißt der Anstieg der Preise nicht ab. In Österreich dürfte die Inflation im Jänner laut Schnellschätzung der Statistik Austria auf 5,1 Prozent und damit auf den höchsten Wert seit November 1984 angestiegen sein. Österreich ist mit dieser Entwicklung nicht alleine, auch in der Eurozone ging die Teuerung mit 5,1 Prozent wieder steil nach oben. In der heimischen Politik werden aufgrund der Zahlen die Rufe nach Maßnahmen gegen die Teuerung wieder laut.

Energiepreise als Treiber

Einer der größten Treiber der Inflation sind hierzulande wie in der Eurozone die Energiepreise. In Österreich kamen "starke Preisschübe bei den Strom- und insbesondere den Gaspreisen" hinzu, so Statistik Austria-Generaldirektor Tobias Thomas am Mittwoch. In der Eurozone mussten Konsumentinnen und Konsumenten im Jänner im Schnitt um 28,6 Prozent mehr bezahlen als vor Jahresfrist. Ohne Energie hätten die Verbraucherpreise im Jänner nur um 2,6 Prozent zugelegt.

Um die Effekte der stark gestiegenen Strom- und Gaspreise abzumildern, forderte SPÖ-Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch eine befristete Halbierung der Mehrwertsteuer auf Strom und Gas. "Während viele in ihren Wohnungen frieren, verbrennt die Regierung Milliarden für Steuergeschenke an Großspender und Reiche", sagte Deutsch, der damit gleichzeitig die Senkung der Körperschaftssteuer (KöSt) und die geplante Abschaffung der Spekulationssteuer kritisierte.

Die FPÖ will die Mehrwertsteuer auf Strom und Gas überhaupt komplett ausgesetzt sehen. Es brauche rasche Maßnahmen, da sich "die massiv gestiegenen Energiepreise nicht in absehbarer Zeit wieder nach unten bewegen" werden, sagte FPÖ-Energiesprecher Axel Kassegger. Die freiheitliche Sozialsprecherin Dagmar Belakowitsch sieht zudem eine generelle Preisbremse für Lebensmittel, Hygieneartikel, Mieten, Heizkosten, Sprit sowie für Fahrtkosten im öffentlichen Verkehr als notwendig an. Einen diesbezüglichen Antrag habe die FPÖ bereits im Parlament eingebracht.

Die SPÖ spricht sich im Kampf gegen die Inflation weiters dafür aus, die Erhöhung der Richtwertmieten auszusetzen. Erleichterungen brauche es außerdem für Pensionisten. Deutsch will eine vorgezogene Pensionsanpassung, da die letzte Anpassung vom 1. Jänner mit 1,8 Prozent zu niedrig gewesen sei. "Pensionist*innen sind von den Preisanstiegen besonders betroffen – für sie fordern wir eine vorgezogene Pensionserhöhung von 4 Prozent", sagte auch der SPÖ-Klubvorsitzende Jörg Leichtfried.

Die Neos fordern die Abschaffung der Kalten Progression. "Ohne dieser heimlichen Inflationssteuer hätte jede_r Einkommenssteuerpflichtige dauerhaft knapp 300 Euro im Jahr mehr statt einmalig 150 Euro", sagte Wirtschafts- und Sozialsprecher Gerald Loacker. Die "populistischen Geldverteilaktionen" der Regierung wie der geplante einmalige Energiekostenausgleich für fast alle, egal, ob wirklich bedürftig oder nicht, würden nichts bringen.

Der Präsident der Gewerkschaft, Wolfgang Katzian, schlägt indessen eine Entlastung der Arbeitnehmer via einer Inflationsanpassung für steuerfreie Taggelder und Zulagen vor. Zudem müssten die Werbungskostenpauschale und der Veranlagungsfreibetrag angehoben werden. Die letzte Anpassung sei teils Jahrzehnte her, mittlerweile liege die Entwertung bei 70 Prozent.

Überraschender Inflationsanstieg in der EU

Die Inflation im Euroraum steigt zu Jahresbeginn überraschend weiter. Dienstleistungen und Waren kosteten im Jänner durchschnittlich um 5,1 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie das Statistikamt Eurostat am Mittwoch auf Basis vorläufiger Daten mitteilte. Experten hatten mit einer Beruhigung auf 4,4 Prozent – nach fünf Prozent im Dezember – gerechnet.

Damit entfernt sich die Inflation noch weiter vom Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB), die eine Rate von zwei Prozent als optimalen Wert für die Wirtschaft anpeilt. Für die EZB, die am Donnerstag wieder den geldpolitischen Kurs absteckt, dürfte dies eine negative Überraschung sein. Nach dem vom EZB-Stab entworfenen Szenario wird sich die Inflation 2022 stabilisieren und es schrittweise zu einem Rückgang der Teuerungsrate kommen.

Haupttreiber der Inflation sind die stark gestiegenen Preise für Energie. Dafür mussten Konsumentinnen und Konsumenten im Jänner im Schnitt um 28,6 Prozent mehr bezahlen als vor Jahresfrist. Im Dezember lag die Teuerung bei 25,9 Prozent. Ohne Energie hätten die Verbraucherpreise im Jänner nur um 2,6 Prozent zugelegt. Unverarbeitete Lebensmittel verteuerten sich um 5,2 Prozent und damit ebenfalls stärker als im Dezember – mit damals plus 4,7 Prozent. (APA, 2.2.2022)