Eines fällt beim ersten Durchblättern im Schnelldurchlauf auf: Es gab damals, als der Jaguar E-Type das Licht der Welt erblickte, offensichtlich unheimlich viele Werbesujets, auf denen sich junge leichtbekleidete schöne Damen lächelnd bis lüstern auf den phallisch anmutenden langen Nasen der Kühlerhauben grillen ließen. Das Freud’sche Verbrechen der Symbolik des Fahrzeugmodells kann demnach kein Zufall sein. Zeitgeist der Vergangenheit, mag man sagen. Nun, derartige Klischees sind in der Praxis der Social-Media-Shitstorm-Ära, also heutzutage undenkbar. Amüsant sind sie retrospektiv dennoch, verbreiten die Bilderwelten doch auch etwas von Unverkrampftheit, Freiheit, Unbefangenheit und bewusster Sexiness – ohne puritanische Bigotterie zu befeuern. Mitte der 70er-Jahre mehrten sich dann auch Männer als Objekt der Begierde. Das ist nur würdig und recht.

Jaguar E Cabrio Serie 1
Foto: Imago

Zeitlose Schönheit

Allerdings ist dies natürlich nur ein kleiner Teilaspekt der Geschichte in die automobile Vergangenheit à la 60 Jahre Jaguar E-Type. Sein Erscheinen 1961 war eine Sensation, sein Ende 1976 löste weltweit Bestürzung aus, und bis heute ist er eine Legende, ein Artefakt, welches sogar im Museum of Modern Art zu bewundern ist.

Philip Porter (Hrsg.) / Halwart Schrader, "Jaguar E-Type". € 102,– / 448 Seiten. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 2021
Foto: Motorbuchverlag

Als Jaguar im März des Jahres 1961 den E-Type präsentierte, erkannten nicht nur anglophile Sportwagen-Liebhaber, mit welcher Vollendung in Coventry ein technisch-ästhetisches Gesamtkunstwerk von zeitloser Schönheit geschaffen worden war. Das aerodynamische zweckmäßige Design des Coupés und des Cabriolets waren Kreationen des Aerodynamikers Malcolm Sayer, der auch die Form der Rennwagen C-Type und D-Type geschaffen hatte. Historiker Philip Porter setzt dem smarten Star der Swinging Sixties bibliophil ein Denkmal. (Gregor Auenhammer, 9.2.2022)