Roman Blumenschein spielt das Stück nach seiner Idee und einer Buchvorlage von Tobias Katze im Alleingang, Regie geführt hat Stefan Lasko.

Foto: Drachengasse

Wenn ich wegen einer Depression später oder gar nicht aufstehen muss, ich glaub, dann will ich auch eine Depression haben", sagt ein Freund. "Aber du warst doch so ein glückliches Kind", sagt die Mama. Andere sagen, dass es vielleicht wieder einmal Zeit für einen Urlaub, eine Party oder einen Ausflug ins Grüne wäre. Der Hausarzt reimt derweil "mental" auf "Jammertal", und auf dem Beipackzettel der Antidepressiva werden als mögliche Risiken und Nebenwirkungen ausgerechnet Depressionen genannt. Das kommt dem an einer Depression erkrankten Protagonisten nicht sonderlich durchdacht vor und ziemlich als guter Gag über die Rampe. Lachen Sie ruhig mit, denn es ist sowieso zum Heulen, wenn sich der Körper wie Blei anfühlt und das Leben zwischen Lethargie und Weltverneinung, Angst und blanker Panik versinkt.

Die Zahl depressiver Erkrankungen steigt stetig, der gesellschaftliche Umgang damit bleibt unterdessen erstaunlich beschränkt, Betroffene sprechen oftmals aus Angst vor Unverständnis und Stigmatisierung nicht darüber. Ein Umstand, der mittels Loop Generator satirisch auf den Punkt gebracht wird: Er erzeugt eine Kakofonie aus Ratschlägen und Reaktionen sowie den daraus abgeleiteten Wunsch, doch lieber "etwas Anständiges" zu haben: "Krebs oder so. Da sagt keiner: Ich hab manchmal auch so Geschwüre."

Buch als Vorlage

Morgen ist leider auch noch ein Tag heißt diese mit dem Beipacktext "humorgeladenes Depressions-Theatersolo" versehene Produktion, die eigentlich im vergangenen Herbst im Theater Drachengasse das Licht der Welt hätte erblicken sollen. Die allseits bekannten Umstände haben das vereitelt und das im Innsbrucker Theater Praesent geplante Gastspiel unverhofft zur Premiere gemacht. Wien-Termine sollen im April folgen und sind jedenfalls zu empfehlen.

Vorlage ist ein Buch des deutschen Autors und Slampoeten Tobias Katze, der mit bürgerlichem Namen Tobias Rauh heißt und mit Morgen ist leider auch noch ein Tag vor einigen Jahren einen Erzählband über sein Leben mit der Depression vorgelegt hat. Roman Blumenschein hat den Stoff nun für die Bühne adaptiert und spielt die inneren und äußeren Facetten der Diagnose Depression in der Inszenierung von Stefan Lasko mit Verve und einer satten Portion Selbstironie durch.

Ein Stuhl, eine geschlossene Jalousie und zu Barrikaden aufgetürmte Pappkartons bilden die sparsame Kulisse für eine Welt, die sich auf das stundenlange Studium der Raufasertapete verengt hat. Ein reichlich trostloses Szenario, das durch die satirische Brille betrachtet aber positive Nebenwirkungen hat: Der Blick auf das Tabuthema Depression wird immerhin erheblich erweitert.

Termine für das Wiener Theater Drachengasse sind ab April geplant.

(Ivona Jelcic, 8.2.2022)