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Spätestens ab dem 3. Quartal sollen die Preisunterschiede innerhalb der einzelnen Märkte weitgehend der Vergangenheit angehören.

Foto: AP/Patrick Sison

Die Datingplattform Tinder ist infolge von Untersuchungen von Konsumentenschützern erneut unter Druck geraten. Wie die Organisation Consumers International und Mozilla in einer Untersuchung (PDF) herausgefunden haben, wird Nutzern zwischen 30 und 49 Jahren "substanziell mehr" verrechnet als jüngeren Altersgruppen. Auf diese Praxis stießen sie mithilfe sogenannter Mystery-Shopper – in diesem Fall Nutzer, die die Plattform zu Erhebungszwecken verwenden, ohne dies gegenüber dem Anbieter bekanntzugeben.

Die Tester verglichen zwischen Mai und September 2021 die Preise in den USA, Brasilien, Neuseeland, Südkorea, Indien und den Niederlanden. In jedem Land zahlten ältere User im Schnitt 65 Prozent mehr für das Premium-Abo als Nutzer bis 29 Jahre. Die verrechneten Preise schwankten massiv. In den Niederlanden wurden Tinder+-Testern Monatsbeträge zwischen umgerechnet 4,5 und 26 US-Dollar angeboten. Je nach Land wurden zwischen neun und 31 unterschiedliche Preise angezeigt. Die einzige Ausnahme bildete Brasilien mit nur zwei unterschiedlichen Tarifen und vergleichsweise geringem Unterschied.

Foto: Mozilla/Consumers International

Preisdiskriminierung wird dem Anbieter schon länger vorgeworfen und nun erneut mit konkreten Zahlen belegt. Auch Gerichtsverfahren darüber wurden schon ausgefochten. Infolgedessen stellte Tinder die Praxis in einzelnen Gebieten ein, beispielsweise im US-Bundesstaat Kalifornien. In vielen Regionen und Ländern blieb sie aber weiter aufrecht.

Aus für Preisunterschiede, Ausweitung von "Tinder Coins"

In einem Blogpost kündigte Tinder vor wenigen Tagen bereits offiziell das Ende dieser Praxis an. Für den Preis hätten ausschließlich Region und Alter eine Rolle gespielt, mit günstigeren Angeboten für Nutzer bis 28 habe man sich vor allem an Studenten und Menschen am Beginn ihrer Berufslaufbahn richten wollen, begründet man die bisherige Tarifgestaltung. Andere Aspekte wie Geschlecht oder sexuelle Orientierung hätten nie eine Rolle gespielt.

In den USA, Australien und Großbritannien seien die Vergünstigungen für diese Nutzer bereits im Vorjahr beendet worden. Bis zum Ende des zweiten Quartals – sprich: bis Anfang Juli – wird in jedem Land auf einheitliche Preise umgestellt. Für jüngere Nutzer könnte das Angebot möglicherweise teurer werden, wo das Kostenniveau letztlich liegen wird, bleibt aber abzuwarten. Je nach verwendeter Plattform könne es weiterhin zu Preisunterschieden kommen, ebenso auch, wenn man Preistests durchführe, ließ man sich laut Consumer Reports eine Hintertür offen.

Gleichzeitig wird im dritten Quartal die Premium-in-App-Währung Tinder Coins, die derzeit in einzelnen Regionen getestet wird, weltweit eingeführt. Damit einhergehend sollen künftig weitere Premiumfunktionen wie das Einsehen von Likes durch andere Nutzer auch separat entgeltlich genutzt werden können, ohne zwingend an ein Abo gekoppelt zu sein. Bisher war dies ausschließlich für "Super Likes" (Likes, über die die jeweilige Person informiert wird) und "Boosts" (häufigere Anzeige des eigenen Profils bei Nutzern mit überschneidender Zielgruppe) möglich. (gpi, 10.2.2022)