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Juan Orlando Hernández in Washington, August 2019.

Foto: AP/Jacquelyn Marti

Etwa 100 Polizeibeamte waren im Einsatz.

Foto: EPA/GUSTAVO AMADOR

Tegucigalpa – Ein Richter in Honduras hat am Dienstag die Festnahme des ehemaligen Präsidenten des mittelamerikanischen Landes, Juan Orlando Hernández, angeordnet. Zuvor hatten die USA einen Auslieferungsantrag wegen Drogenhandels und unerlaubten Waffenbesitzes gestellt. Hernández muss binnen 24 Stunden vor dem Richter erscheinen. In einer Regional-TV-Liveübertragung war zu sehen, wie der Ex-Präsident in Begleitung von bewaffneten Polizisten sein Haus in der Hauptstadt Tegucigalpa verließ.

In einem Dokument der US-Botschaft, das der Nachrichtenagentur Reuters am Dienstag vorlag, hieß es, Hernández werde wegen der Beteiligung an einem Drogenhandel zwischen 2004 und 2022 gesucht. Der Politiker der Politiker der konservativen Nationalpartei (Partido Nacional de Honduras/PNH), der im Vormonat von der Linken Xiomara Castro als Präsident abgelöst worden war, hat sich zur Zusammenarbeit mit der nationalen Polizei verpflichtet. Er bestreitet aber jegliche Verbindungen zu Drogengeschäften.

Mehrere Tonnen Kokain

Dem 53-Jährigen wird unter anderem vorgeworfen, an einer Operation teilgenommen zu haben, bei der Tonnen Kokain aus Kolumbien und Venezuela in Honduras angeliefert wurden, heißt es in dem Dokument. Das Kokain sollte dann in die Vereinigten Staaten verschifft werden. Hernández – der von 2014 bis 2022 Präsident war – soll zudem Millionen von Dollar an Bestechungsgeldern erhalten haben, um die Drogenhändler vor Ermittlungen und Strafverfolgung zu schützen. Weitere Anklagen gegen Hernández lauten auf Tragen, Verwenden oder Beihilfe zum Verwenden von Waffen, einschließlich Maschinengewehren.

Das US-Außenministerium verwies Anfragen an das US-Justizministerium, das eine Stellungnahme aber ablehnte. Ein Sprecher der US-Staatsanwaltschaft in Manhattan äußerte sich ebenfalls nicht. Der Oberste Gerichtshof von Honduras, der über den Auslieferungsantrag entscheiden wird, trat am Dienstag zusammen und ernannte einen Richter, der den Fall überwachen soll. Nach Angaben von Hernández' Verteidigung könnte das Verfahren zwei bis drei Monate dauern.

Polizei umstellte Haus

Einem seiner Anwälte zufolge hatte sich Hernández in seinem Haus verschanzt, das am späten Montag von etwa 100 Polizeibeamten umstellt worden war. "Die Nationalpolizei hat über meine Bevollmächtigten bereits die Nachricht erhalten, dass ich bereit bin, mit ihr zusammenzuarbeiten und freiwillig in ihrer Begleitung zu erscheinen, sobald der vom Obersten Gerichtshof ernannte Richter dies beschließt, um mich dieser Situation zu stellen und mich zu verteidigen", sagte Hernández in einer Nachricht auf Twitter.

Nur wenige Stunden nach seinem Ausscheiden aus dem Amt war Hernández dem Zentralamerikanischen Parlament (PARLACEN) beigetreten, einem regionalen Gremium aus sechs Ländern, das seinen Mitgliedern Immunität vor Strafverfolgung gewährt. Die vom PARLACEN gewährte Immunität kann jedoch auf Antrag des Heimatlandes eines Mitglieds aufgehoben oder ausgesetzt werden.

Sicherheitsminister Ramón Sabillón sagte am Dienstag, dass Präsidentin Castro ihn angewiesen habe, das Gesetz einzuhalten und sie auf dem Laufenden zu halten. Eine Quelle der Präsidentschaft sagte, das Staatsoberhaupt werde sich nicht öffentlich äußern, bevor der Oberste Gerichtshof seine Entscheidung getroffen habe. (APA, Reuters, 15.2.2022)