Das Baby Gloria wird in sozial schwierige Verhältnisse hineingeboren.

Foto: Ex Nihilo

Der Film Gloria Mundi erinnert mit seiner pathetisch-naturalistischen Sicht auf eine Familie im Geringverdienersektor der Stadt Marseille an ein Sittengemälde Balzacs oder Hugos. Zu Beginn wird Gloria geboren, doch das hübsche Baby ist bald nur noch ein Mühlstein am Fuß der sich abplagenden Familie. Da kommt der Großvater Daniel (Gérard Meylan) gerade zum richtigen Zeitpunkt aus dem Gefängnis, in dem er unverdient zu lange einsaß – eine von vielen Ungerechtigkeiten, die der Film explizit ausbuchstabiert.

Enkelin Gloria und Großvater Daniel sind die edlen Unschuldigen in einer von Habgier getriebenen Welt. Die eigene Familie ist davon nicht ausgenommen: Rothaarig und kurvenreich spielt Lola Naymark Aurore die fiese Halbschwester, am Dauerkoksen mit ihrem schmierigen Freund Bruno (Grégoire Leprince-Ringuet). Gemeinsam betreiben sie eine Pfandleihe mit dem Namen "Tout Cash", die aus noch Ärmeren Profit schlägt.

Elend und Hoffnung

Der junge Vater Nico (Robinson Stévenin) ist gerne Uber-Fahrer, wird aber Opfer eines Überfalls. Seine Frau Mathilda (Anaïs Demoustier) plagt sich in dem Modegeschäft mit einer zickigen Chefin und prekären Arbeitsbedingungen ab, und Großmutter Sylvie (Ariane Ascaride) schuftet nachts als Putzkraft auf Kreuzfahrtschiffen im Hafen Marseilles. Ihre Kollegenschaft zettelt einen Streik an, den sie, kurz vor der Pension stehend, nicht mittragen möchte.

Guédiguians Sozialdrama wirkt wie eine desillusionierte Fortsetzung seines erfolgreichsten Films Marius et Jeanette (1997). Dort spielen Ariane Ascaride und Gérard Meylan das Liebespaar, das es ebenfalls schwer hat, aber im Elend noch Hoffnung findet. Davon wird sich in Gloria mundi bereits mit der Titeleinblendung verabschiedet: "Sic transit gloria mundi", "So vergeht der Ruhm der Welt", heißt es da unheilschwanger. (Valerie Dirk, 17.2.2022)