Kollektiv AKT und Hermann Czech bei der Arbeit für die Architekturbiennale.

Foto: Theresa Wey

Wien – Auf der einen Seite Stars und Medien, Blitzlichtgewitter und intellektuelles Sinnieren, auf der anderen Seite Sant’Elena: eine kleine, strukturschwache Insel, die mit 1.800 Einwohnern, Überalterung und fehlender Infrastruktur kämpft. Die Kontraste diesseits und jenseits der Mauer könnten nicht gravierender sein. 2023 soll diese Barriere, so der Plan, für ein paar Monate überwunden werden.

Ort des Geschehens: Venedig, genauer gesagt der österreichische Pavillon auf der kommenden Architektur-Biennale 2023, dessen kuratorisches Konzept unter dem Titel "Beteiligung" gestern, Donnerstag, Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer der Presse vorgestellt hat. Geplant ist, den 1934 von Josef Hoffmann errichteten Pavillon in der Mitte zu teilen und die eine Hälfte ganz klassisch dem Biennale-Publikum zu überlassen. Die andere Hälfte und der vom Pavillon umschlossene Innenhof sollen für die Dauer der Biennale den Bewohnern von Sant’Elena zur Verfügung gestellt werden.

460.000 Euro Budget

"Der österreichische Pavillon liegt am Rande der Giardini, nur einen Meter neben der Mauer und von der bestehenden Fluchttüre entfernt", sagt Kathrin Schelling, Obfrau des des 17-köpfigen Architekturkollektivs AKT.

"Wir nutzen diese Gelegenheit, verschieben die Grenze und geben den Menschen von Sant’Elena eine Art Vereinslokal, das hier dringend benötigt wird." Gemeinsam mit dem Wiener Architekten Hermann Czech konnte sich AKT mit ihrem Konzept gegen 17 Mitbewerber durchsetzen.

Das Budget dafür beläuft sich auf 460.000 Euro. So sozial und urban sinnstiftend kam das Geld auf der Architekturbiennale noch nie zum Einsatz. (woj, 17.2.2022)