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Es ist tatsächlich nicht immer Gold, was glänzt, zumindest innerlich: Eine Süßspeise wird in Thailand zu Marketingzwecken vergoldet.

Foto: Reuters

Gold gilt unter Anlegern als guter Schutz vor einer hohen Inflation. Allein, was in der letzten Phase hoher Teuerungsraten in den 1970er-Jahren noch zutreffend war, scheint fünf Jahrzehnte später nicht mehr zu funktionieren. Obwohl seit dem Vorjahr die Inflationsraten beiderseits des Atlantiks auf Werte hochgefiebert sind, die ebenfalls seit vielen Jahren nicht mehr erreicht wurden, strauchelt die Entwicklung des Goldpreises seit etwa 18 Monaten.

Nach einem Kursrekord bei etwa 2070 US-Dollar im August 2020 ging dem Goldmarkt die Luft aus, sodass eine Feinunze des Edelmetalls nun nur noch 1860 Dollar wert ist – das sind etwa zehn Prozent weniger. In der Theorie gilt Gold als Schutz vor Inflation, da das Angebot des Edelmetalls im Gegensatz zu Währungen, die Notenbanken nach Belieben vermehren können, kaum gesteigert werden kann. Hat Gold in dieser Hinsicht ausgedient?

Ein anderes Bild zeichnet die Münze Österreich, die dank der hohen Nachfrage nach Goldmünzen und Barren im Vorjahr ein Rekordergebnis erzielt hat: "Das Jahr 2022 hat begonnen, wie 2021 geendet ist", sagt Sprecherin Andrea Lang. "Wir kommen mit der Nachfrage kaum mehr nach." Auffallend sei ihr zufolge, dass das Interesse an Gold in allen Weltregionen stark ausgeprägt sei. "Im Moment spüren wir weltweit eine sehr hohe Nachfrage, vor allem nach physischen Produkten."

Alternative zum Sparbuch

Was das Interesse an dem Edelmetall antreibt, ist Lang zufolge sehrwohl die derzeit hohe Inflation. Da es auf Sparbüchern keine Zinsen mehr gibt, sieht sie in Gold eine geeignete Alternative, um Liquiditätsengpässen vorzubeugen. "Man muss nicht vermögend sein, um sich für Gold zu interessieren", sagt die Sprecherin. Die Münze Österreich erzeugt Goldbarren sowie die auch international sehr beliebte Anlagemünze Philharmoniker.

Der hohen physischen Nachfrage stand im Vorjahr ein konstantes Angebot gegenüber. In den ersten drei Quartalen 2021 ist die Erzeugung der Goldminen laut Erste Group auf ein Rekordniveau angestiegen, das jedoch durch eine geringere Menge an Recycling-Gold kompensiert wurde. Zurückgegangen ist jedoch die Investmentnachfrage durch sogenannte Gold-ETFs, also börsengehandelte Fonds auf das Edelmetall. Das erklärt für Hans Engel, Analyst der Erste Group, die schwache Entwicklung des Weltmarktpreises im Vorjahr. Denn die Preisentwicklung bei Gold sei an steigenden Aktienmärkten viel schwächer als bei stark schwankenden Börsen.

Die Investmentnachfrage hat ihm zufolge im Vorjahr unter der starken Entwicklung der Aktienmärkte gelitten. Heuer sollte der Auftrieb an den Börsen nachlassen, da der Anstieg der Unternehmensgewinne heuer weniger stark ausfallen werde. Die Folge: Die Konkurrenz der Aktienmärkte sollte das Edelmetall heuer nicht mehr bremsen. Engel ist vorsichtig optimistisch für die nächsten Monate und erwartet bis Jahresende einen Anstieg auf etwa 1930 US-Dollar pro Feinunze. Das entspricht einem Plus um etwa vier Prozent. "Gold wird wieder spannender als im Vorjahr", sagt Engel.

Vorsichtiger Optimismus

Warum nur ein vorsichtiger Optimismus? Das erklärt der Analyst mit der Kombination aus steigenden US-Zinsen und Anleihenrenditen bei im Jahresverlauf wahrscheinlich wieder etwas nachlassender Teuerung. Negative Realrenditen, also eine Verzinsung unter der Inflationsrate, sorgen für Kaufkraftverluste der Anleger, etwa bei sicheren Staatsanleihen. Ein solches Umfeld ist üblicherweise Triebfeder für eine positive Entwicklung des Goldpreises, da das Halten des unverzinsten, aber als Inflationsschutz geltenden Edelmetalls relativ attraktiver wird. Allerdings werden die negativen Realzinsen im heurigen Jahresverlauf nachlassen. "Das hat sicher einen gewissen bremsenden Effekt", sagt Engel, "sonst hätte Gold einen viel stärkeren Rückenwind.

"Was die Nachfrage nach Gold, vor allem bei jüngeren Anlegern, zusätzlich gedämpft haben dürfte, ist die Konkurrenz zu Bitcoin, das auch als digitales Gold gilt. Die Kryptowährung kann im Vergleich einige Vorteile verbuchen: Sie ist ebenfalls nicht beliebig vermehrbar und leichter als Gold zu verwahren, etwa in einer elektronischen Geldbörse am Smartphone. Zudem lässt sich die Kryptowährung auch ohne Kosten in kleinere Einheiten aufteilen. Unterstützung für Gold sollten derzeit die durch den anhaltenden Konflikt zwischen Russland und der Ukraine gestiegenen Unsicherheiten liefern. Denn das Edelmetall gilt als sicherer Hafen für Investoren, um stürmische Zeiten -sowohl geopolitisch als auch wirtschaftlich – zu überstehen. Als Beimischung in einem Depot zur Risikoabsicherung ist Gold wohl immer noch eine geeignete Alternative. (Alexander Hahn, 20.2.2022)