Foto: Imago / Westend61 / Dieter Heinemann

Pro
von Ronald Pohl

Es gibt ästhetische Gründe zuhauf, um dem gemeinen Rollmops (lat.: "canis fricator") die verdiente Anerkennung zu versagen. Seine Pfählung lässt oberflächliche Betrachter auf eine übertrieben unterwürfige, "knechtische" Wesensart schließen. Wieder andere denken bei seinem Anblick an eine tranchierte Otter oder Sandviper. Nichts, womit ein Esser sich den hohlen Zahn zu füllen wünscht.

Echte Kenner belächeln solche Ausflüchte. Insbesondere nach ausgiebigen Zechgelagen entfaltet der gemeine Heringslappen die Wirkung eines wohlschmeckenden Desinfektionsmittels. Nach konzentriertem Genuss möglichst vieler Möpse gleicht jede noch so ramponierte Mundhöhle einer Lourdes-Grotte!

Diese Eigenschaft wusste bereits ein Feinspitz wie Otto von Bismarck zu schätzen. Doch erst Komiker Viktor von Bülow alias Loriot stellte fest: "Ein Leben ohne Mops ist sinnlos, aber möglich." Ein Grund mehr, die zusammengerollten Exemplare keinesfalls zu verschmähen.

Kontra
von Pia Kruckenhauser

Ja, der Rollmops findet ab und zu seinen Weg in den heimischen Kühlschrank. Ich habe ihn sogar einmal selbst eingekauft. Ein dringendes Bedürfnis des Liebsten nach Teufelsroller war der Anlass: Als wohlgesinnte Partnerin erfüllt man so einen Wunsch – doch nur nach wohlartikuliertem Unverständnis.

Denn der sauer eingelegte Hering ist für mich alles andere als schmackhaft und auch nicht zum Katerfrühstück, als das er oft gerühmt wird, geeignet. Viel eher bringt mich der Fisch dazu, den Vorabend erst recht zu bereuen.

Tatsächlich punktet der aus Berlin stammende und angeblich optisch einem Mops ähnelnde – daher auch der Name – Gabelbissen durch das Sauer-Einlegen mit Vitaminen und Nährstoffen. Das soll die Beschwerden nach einer durchzechten Nacht bessern.

Aber Vitamine und Nährstoffe bieten auch Gemüse und Obst – und schmecken besser. Schreit das flaue Gefühl im Magen nach Linderung, schwöre ich immer noch auf Cola und Leberkäse. (RONDO, 2.3.2022)