Ida Maly wurde 1894 in Wien geboren. Hier ein Selbstporträt von 1917.

Foto: Neue Galerie Universalmuseum Joanneum

Linz – Fast übersieht man sie. Diese Ausstellung versteckt sich in den zwei kleinen Räumen im Untergeschoß des Lentos in Linz. Bevor es zu spät ist, sollte man sie unbedingt sehen. Das ist noch fünf Tage lang möglich: Ida Maly. Zwischen den Stilen läuft noch bis diesen Sonntag.

Mit rund 70 Werken wird darin das Leben der österreichischen Künstlerin erzählt, die in Wien, München, Berlin und Paris tätig war. Grafiken, Aquarelle und Gemälde fächern ihr künstlerisches Schaffen auf, ihre Biografie wird von Videos, Fotos und Briefe dokumentiert. Doch ihr Leben und Wirken in den Goldenen Zwanzigern ist auch Teil eines furchtbaren Schicksals. Als "Schizophrene" wurde Ida Maly 1928 in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen und 1941 in der NS-Tötungsanstalt Schloss Hartheim in Oberösterreich im Alter von 46 Jahren ermordet.

"Frau oder Mann Krawatte" von 1928/30.
Foto: Graz Museum

Auf der Schattenseite

Diese zwei Seiten der Zwischenkriegszeit spiegelt die Ausstellungsarchitektur wider: Malys Anfänge in Wien und Graz sowie Porträts von Besuchern aus Pariser Nachtcafés werden auf gelben Wänden gezeigt. Die Werke, die während ihres Aufenthalts in der "Heil- und Pflegeanstalt für Geisteskranke" entstanden sind, hängen dagegen auf dunkelblauem Grund.

Wiesen Malys frühe Arbeiten stilistische Nähe zu Strömungen wie dem Jugendstil, Art déco, Expressionismus oder der Neuen Sachlichkeit auf, veränderte sich das auf der "Schattenseite". Fahriger und linearer wurden ihre Zeichnungen, oft sind es Porträts anderer Patientinnen. Immer mehr lösen sich die Formen auf, die Personen zerfallen zu Fragmenten, die Gesichter wachsen zu doppeldeutigen Fratzen, Texte klagen ihre Situation an.

"Landschaftskomposition" von 1931.
Foto: Neue Galerie am Universalmuseum Joanneum

Wie düstere Prophezeiungen berichten Malys Bilder von den Gräueln der NS-Euthanasie an Psychiatrieinsassen. Erst vor ein paar Jahren wurde das Werk der Künstlerin wiederentdeckt – und wird nun zum dritten Mal in einer Einzelschau in Österreich präsentiert. (Katharina Rustler, 23.2.2022)