Jan Kiciak uns seine Verlobte im Februar 2018 ermordet.

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Bratislava – Vier Jahre nach dem Mord am Enthüllungsjournalisten Jan Kuciak und seiner Verlobten Martina Kusnirova wird in der Slowakei das Gerichtsverfahren gegen den mutmaßlichen Auftraggeber neu aufgerollt. Wie Gerichtssprecherin Katarina Kudjakova am Mittwoch der dpa bestätigte, beginnt der neuerliche Prozess gegen den Millionär Marian Kocner und eine Komplizin am kommenden Montag (28. Februar) beim Spezialgericht für organisierte Kriminalität in Pezinok östlich von Bratislava.

Der damals 27 Jahre alte Investigativ-Journalist und seine Verlobte waren am 21. Februar 2018 in ihrem Haus im Dorf Velka Maca erschossen worden. Der Mord hatte international für Aufsehen gesorgt.

Seit Jahrzehnten bestehendes Korruptionsnetz

Kuciak hatte über den Filz zwischen Politik und Wirtschaft geschrieben. Seine erst nach dem Doppelmord veröffentlichte letzte Reportage löste Massendemonstrationen aus, die zum Rücktritt der Regierung führten. Die Ermittlungen gegen den als Mord-Auftraggeber angeklagten Unternehmer Kocner enthüllten ein seit Jahrzehnten bestehendes Korruptionsnetz. Seither wurden zahlreiche Richter, Staatsanwälte und ranghohe Polizeifunktionäre verhaftet.

Dass Kocner und seine mutmaßliche Komplizin Alena Zs. im September 2020 aus Mangel an Beweisen freigesprochen wurden, sorgte für internationale Empörung. Im Juni 2021 gab das Oberste Gericht der Slowakei einem Einspruch der Anklage statt und hob diese Freisprüche auf. Bereits rechtskräftig verurteilt sind der geständige Doppelmörder und zwei Komplizen, die in Kocners Auftrag gehandelt haben sollen. Kocner und Zs. wurden inzwischen wegen anderer Straftaten verurteilt. Sie müssen daher auch dann jahrelang im Gefängnis bleiben, wenn das Gericht sie von der Journalistenmord-Anklage neuerlich freisprechen sollte.

In dem kommende Woche beginnenden Verfahren geht es nach Angaben von Gerichtssprecherin Kudjakova nicht nur um den Journalistenmord, sondern auch um den Vorwurf, mehrere weitere Morde geplant zu haben. (APA, 23.2.2022)