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Die Abteilung, die das Datenleck auf der Website der Schulbehörde zu verantworten hat, untersteht direkt dem von Mike Parson kontrollierten Office of Administration.

Foto: AP/Jeff Roberson

Es ist eine der skurrileren IT-Possen der jüngeren Vergangenheit. Josh Renaud, Journalist des "St. Louis Post-Dispatch", hatte im vergangenen Herbst über ein Datenleck der Schulbehörden des US-Bundesstaates Missouri berichtet. Gefunden hatte er es nach Hinweis selbst, schlicht durch die Inspektion des Quellcodes der Website, deren Suchfunktion sensible Daten von über 500.000 Lehrern und anderem Schulpersonal preisgab.

Der Bericht erschien, nachdem Renaud Gewerkschaft und Behörden informiert hatte und die Suchfunktion deaktiviert worden war. Von den Aufdeckungen gar nicht erfreut war allerdings der republikanische Gouverneur des Bundesstaates Mike Parson. Er bezichtigte Renaud öffentlich des "Hackings", warf der Zeitung "Fake-News" vor, veröffentlichte über ein Unterstützungskomitee ein bizarres Propagandavideo und beauftragte außerdem die Polizeibehörden mit Ermittlungen gegen Renaud. Zudem soll er die Veröffentlichung einer Presseaussendung unterbunden haben, mit dem ihm die Mitarbeiter der Behörde eigentlich für seinen Fund danken wollten.

Parson ließ nach dem Bericht über das Datenleck ein bizarres Propagandavideo veröffentlichen.

Der Journalist beklagte politische Verfolgung und den öffentlichen Druck auf ihn und seine Familie, zumal der Gouverneur auch eine Aussendung mit Anschuldigungen an alle Lehrer aussenden ließ. Auf rechtlicher Seite endete die Angelegenheit für ihn aber ohne Konsequenzen, da der zuständige Bezirksanwalt von weiterer Verfolgung absieht.

Untersuchungsbericht mit spannendem Detail

Nun gibt es in der Angelegenheit aber noch eine letzte Wendung, die sich auch der verstorbene britische Kultautor Terry Pratchett ausgedacht haben könnte. Denn im Report der Missouri Highway Patrol, jener Polizeibehörde, die Parson auf den Journalisten angesetzt hatte, ist ein spannendes Detail aufgetaucht, schildert der Sicherheitsexperte Brian Krebs.

Laut der darin zitierten Sprecherin der Schulbehörde, Mallory McGowin, ist die "Information Technology Services Division" für die Entwicklung und Wartung der Website verantwortlich. Und diese untersteht, wie seit 2009 alle IT-Dienste, dem Office of Administration.

Diese Abteilung wiederum wird direkt von Gouverneur Parson kontrolliert, der erst im Oktober 2021 mit Kenneth Zeller einen neuen Leiter ernannte. Das könnte freilich eine Erklärung dafür bieten, warum der Gouverneur angesichts der Aufdeckungen so erzürnt war und bis heute an den "Hacking"-Vorwürfen festhält.

Gute Neuigkeiten gab es zudem auch für Shaji Khan. Der Professor der University of Missouri hatte Renaud dabei geholfen, das Datenleck zu verifizieren, und sich damit auch den Ärger des Politikers zugezogen. Gegen ihn wurden die Ermittlungen ebenfalls eingestellt. (gpi, 23.2.22)