Wer es mit Wladimir Putin zu tun hat, muss sich auf Demütigung einstellen. Angela Merkel, die Angst vor Hunden hat, führte er 2007 seinen Hund vor. Ihren Nachfolger Olaf Scholz und Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron platzierte er am anderen Ende eines geradezu komisch langen Tisches. Besonders Macron führte er vor: Einen Gipfel mit US-Präsident Joe Biden sagte der Kreml ab, gleich nachdem der Elyseé-Palast ihn in Aussicht gestellt hatte. In seiner Rede plauderte Putin dann aus, was er mit Macron besprochen hatte – und fügte an, er verstehe nicht, was dieser meine.

Putin ist für die Demütigung seiner Gesprächspartner bekannt.
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Viele andere haben sich an seinem Außenminister Sergej Lawrow die Finger verbrannt, der es besonders mag, Gäste in Pressekonferenzen dumm dastehen zu lassen. Russlands Diplomatie sagt oft nicht die Wahrheit, hält sich nicht oder nur lose an Besprochenes und ist, kurz gesagt, kein guter Partner.

Muss man Macron nun kritisieren, weil er sich so engagiert hat? Verdient US-Außenminister Antony Blinken das Lob, das er für die Absage eines Treffens mit Lawrow erhält? Kaum. Immerhin warnt der Westen seit Wochen vor einem brutalen Krieg gegen die Ukraine mit zehntausenden Toten. Man kann es für wahrscheinlich halten, dass dieser Angriff schon lange beschlossen ist und der Westen Russland nicht davon abbringen kann, ohne Prinzipien aufzugeben. Dann wären Gespräche sinnlos. Ob das wirklich so ist, weiß man aber erst, nachdem man sie geführt hat – daher muss man es versuchen. (Manuel Escher, 23.2.2022)