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Ohne Schmid ist Österreich nur halb so lustig!

Foto: Picturedesk.com / EXPA / Florian Schroetter

So schnell kann es gehen! Nur ein paar Monate ist es her, da schaltete die Crème der türkisen Großleistungsträger noch frohgemut an allen Hebeln unserer Staatsmaschinerie herum. Den Optimisten schien es so, als sollte diese schöne Zeit niemals vergehen. Allein, das Schicksal wollte es anders und zerstreute die Hoffnungsträger in alle Winde, wo sie sich nun andernorts nützlich machen.

Kurz arbeitet mit seinem neuen Chef daran, den alten Trump wieder ins Weiße Haus zu hieven. Blümel hat einen Job als Nullenkontrolleur bei Superfund, ein paar andere sind in den versteckten Winkeln der Partei untergekrochen und warten darauf, ob sie bald der Vergatterungsbefehl der Justiz ereilt. Bonelli, Steiner, Frischi, Fleischi – wohin sind all die tollen Mover und Shaker mit ihren Vierzigtausend-Euro-Monatsgehältern nur entschwunden?

Quirliger Meisterchatter

Kaum eine Spur von ihnen. Traurig ist das. Ein melancholischer Hauch von Tempi passati liegt in der Luft, und manchmal kommt es mir vor, als wäre eine Ewigkeit vergangen, seit man Sebastian Kurzens süßes Schnütchen das Ende der Corona-Pandemie verkünden hörte.

Thomas Schmid vermisse ich am meisten. Der quirlige Meisterchatter aus Tirol war nicht nur ein Experte für objektive Postenvergabe, er war auch eine begabte Pointenschleuder und ein Enthüller, der alle möglichen Hurereien, die man sonst verschweigt, schnell auf den Punkt und in die Öffentlichkeit brachte. Ohne Schmid ist Österreich nur halb so lustig!

Jetzt ist er freilich wie vom Erdboden verschluckt, just zu der Zeit, da alle Welt den alten Schmähtandler gern vor dem parlamentarischen Untersuchungsausschuss sähe. Man kann nur hoffen, er lässt sich dazu herab, in nächster Zeit aus dem Ausland (Ibiza? Dubai? russische Datscha von Jan Marsalek?) nach Wien zu kommen und dem Ausschuss ein paar geile Anekdoten zu stecken, was zu den besten türkisen Zeiten im Finanzministerium so abging.

Auf Thommis Talent kann das Land nicht verzichten. Am besten wäre es, man würde ihm für eine Reise in die Heimat ein paar Geschenke in Aussicht stellen, denn wo es etwas zu holen gibt, ist Schmid immer dabei. Ein Abendessen in einem Martin-Ho-Lokal seiner Wahl vielleicht? Zehn Rubbellose? Ein Gratishandy? Was auch immer, aber lumpen sollte man sich auf keinen Fall lassen. (Christoph Winder, 26.2.2022)