Eine Übersicht zu größeren Park&Ride-Möglichkeiten in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland.

Grafik: Der Standard

Mit Dienstag, 9 Uhr vormittags, werden in der Bundeshauptstadt gleich 229.000 bisher kostenlose öffentliche Stellplätze kostenpflichtig.

Foto: Robert Newald

Das ist echt keine Lercherlflatulenz: Mit Dienstag, 9 Uhr vormittags, werden in der Bundeshauptstadt gleich 229.000 bisher kostenlose öffentliche Stellplätze kostenpflichtig. Die Ausdehnung der Kurzparkzone auf fast ganz Wien – nur einige wenige Randbereiche sind davon ausgenommen – hat vor allem massive Auswirkungen auf Pendlerinnen und Pendler. Nicht nur Einpendler sind betroffen, sondern auch jene zwischen den Wiener Bezirken: Denn Anspruch aufs Parkpickerl haben nur Wienerinnen und Wiener mit Hauptwohnsitz, und das nur für den Wohnbezirk sowie etwaige Überlappungszonen. Die Dimensionen sind riesig: Die bisherige Parkpickerlzone mit 244.000 öffentlichen Stellplätzen wird am Dienstag mit einem Schlag fast verdoppelt.

Frage: Warum kam es zur Ausdehnung des Parkpickerls auf fast ganz Wien?

Antwort: Seit dem Start der ersten flächendeckenden Kurzparkzone vor 29 Jahren im ersten Bezirk wurde das Gebiet der Parkraumbewirtschaftung sukzessive ausgedehnt. Große Gebiete außerhalb des Gürtels kamen vor allem seit 2012 unter Rot-Grün dazu. Zuletzt waren nur noch vier der 23 Bezirke nicht von der Parkpickerlregelung umfasst: Hietzing, Floridsdorf, Donaustadt und Liesing. Auch in großen Teilen von Simmering gab es noch Gratisstellplätze. Durch Verdrängungseffekte wurde der Parkplatzdruck aber auch in diesen Gebieten größer. Im Mai 2021 gab Verkehrsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) die Pläne für die Ausweitung auf ganz Wien bekannt.

Frage: Wie viele neue Parkpickerl wurden bisher beantragt?

Antwort: Bis Sonntag waren es in den neu hinzugekommenen Bezirken bereits 112.600 ausgestellte Anträge. "Das entspricht der Hälfte der zugelassenen Fahrzeuge in den neuen Gebieten", sagte Markus Raab, der Leiter der städtischen Verkehrsabteilung (MA 46), dem STANDARD. Raab rechnet in den kommenden Tagen noch mit einem Andrang: Die Stadt ging von 140.000 bis 175.000 zusätzlichen Anträgen aus.

Frage: Wird sofort gestraft?

Antwort: Grundsätzlich gibt es laut Raab "keine Übergangsfrist". Sollte ein Parkpickerl bereits beantragt, aber noch nicht zugestellt worden sein, werde in den ersten Tagen von einer Strafe abgesehen. Bei einer einfachen Organstrafverfügung für Falschparken werden 36 Euro fällig.

Frage: Was kostet das Parkpickerl?

Antwort: Mit einheitlich zehn Euro pro Monat ist man dabei, pro Jahr sind es 120 Euro. Dazu kommen pro Antrag die Verwaltungsabgabe (bis zu 35,70 Euro), Bundesabgabe (bis zu 14,30 Euro) und Gebühren pro Beilage. Beim Online-Antrag sind Gebühren um bis zu 10,70 Euro günstiger.

Frage: Wie lauten die neuen Regeln?

Antwort: Werktags gilt nun von 9 Uhr bis 22 Uhr eine maximale Parkdauer von zwei Stunden in fast ganz Wien. Ohne Pickerl kostet eine Stunde Parken 2,20 Euro. Weiterhin kostenlos ist nur der 15-Minuten-Parkschein. Mit Parkpickerl entfällt hingegen auch die Zeitbeschränkung. Nur in Geschäftsstraßen im Wohnbezirk gilt auch für Pickerl-Inhaber eine Parkdauer von maximal 1,5 Stunden, zum Nachweis braucht es eine Parkuhr. 250 Parksheriffs wurden seit Herbst eingestellt, um die neuen Zonen zu überwachen.

Frage: Wie viele Verkehrszeichen mussten neu aufgestellt werden?

Antwort: Laut Raab waren es in den neuen Pickerlgebieten 1500 neue Verkehrszeichen, dazu mussten 1.000 Verkehrszeichen in bestehenden Zonen mit der neuen Gültigkeitsdauer von 9 bis 22 Uhr aktualisiert werden. 500 Verkehrszeichen wurden entfernt.

Frage: Was passiert mit den überflüssigen Parkplätzen?

Antwort: MA-46-Leiter Raab geht davon aus, dass "bis zu einem Drittel der Stellplätze" in den neuen Pickerl-Bezirken nicht mehr benötigt werden. Das wären mehr als 76.000 Parkplätze. Der frei werdende Platz soll umgestaltet und attraktiviert werden – mit mehr Grünflächen, mehr Bänken, mehr Platz für Radwege. Ernst Nevrivy (SPÖ), Bezirksvorsteher der Donaustadt, sagte, dass täglich 17.500 Einpendler mit dem Auto allein in den 22. Bezirk kamen – davon 40 Prozent aus Niederösterreich. Um auch sicherzustellen, dass Anrainer ihre teureren Parkplätze in privaten Garagen nicht aufgeben und stattdessen ein Parkpickerl lösen, soll die Situation rund um frei gewordene Parkplätze möglichst schnell noch im März evaluiert werden.

Grafik: Der Standard

Frage: Wie viele Pendlerinnen und Pendler nach Wien müssen sich nun neue Wege in die Arbeit suchen?

Antwort: Laut Statistik Austria gab es 2019 fast 200.000 Einpendler allein aus Niederösterreich sowie 25.000 aus dem Burgenland. Die Arbeiterkammer Wien ging vor der neuen Parkpickerlära davon aus, dass täglich rund 120.000 Personen mit dem Auto nach Wien zur Arbeit fahren und etwa 60.000 öffentlich. Vor allem die Pkw-Pendler sollen nun möglichst noch (weit) vor den Toren Wiens in Öffis umsteigen. Auch erste öffentliche Verkehrsmittel werden verstärkt: Die Regionalbuslinie 850 zwischen Korneuburg und Floridsdorf wird in der Früh und am Nachmittag auf einen 15-Minuten-Takt verdichtet.

Frage: Wie viele Park-and-ride-Parkplätze gibt es?

Antwort: In Niederösterreich gibt es 41.800 kostenlose Pkw-Stellplätze in 200 Park-and-ride-Anlagen bei Bahnhöfen sowie Busstationen. Dazu kommen 23.700 Stellplätze für Fahrräder und motorisierte Zweiräder. Eine Auflistung gibt es unter anderem hier. Bis 2027 soll auf etwa 50.000 Pkw- und 30.000 Zweiradstellplätze aufgerüstet werden – auch mit finanzieller Unterstützung der Stadt Wien. Auch im Burgenland gibt es zahlreiche Umsteigemöglichkeiten von Autos in Öffis. In Wien selbst gibt es ebenfalls Park-and-ride-Anlagen mit tausenden Pkw-Stellplätzen: Hier ist die Tageskarte oft um 3,60 Euro zu haben. Eine Monatskarte kostet 67,90 Euro, mit einem Ticket der Wiener Linien sind es ermäßigt 55,80 Euro. (David Krutzler, 1.3.2022)