Einfache Piktogramme und bunte Balken, nichts hängt an der Wand, sondern alles von der Decke.

Foto: Michael Strasser

Ganz abgesehen von der Qualität der Kunst werden Anforderungen an die Ausstellung als solche immer größer: Fragen um Display, Vermittlung und Niederschwelligkeit beschäftigen Kuratorinnen und Künstler selbst. Selten hört man aber die Forderung, dass Ausstellungen kinderfreundlich sein sollen, sind Kinder doch außer in den eigens für sie konzipierten Museen nicht die Zielgruppe.

Umso auffälliger ist es, wenn eine Ausstellung in einem Haus wie der Secession auch für sie funktioniert: Einfache Piktogramme und bunte Balken stehen in ihrem Zentrum, nichts hängt an der Wand, sondern alles von der Decke, liegt am Boden, bildet Podeste – ja, das hat was von einem Erlebnisparcours.

MDF-Memory

Auf den hängenden MDF-Platten befinden sich einfache Motive wie Rosen, Fußbälle oder Feuer; durchschreitet man dann den Hauptraum der Secession, konfiguriert sich die Ausstellung, je nachdem, wo man hinschaut, neu: Mal ist es, als würde man Memory spielen, wenn sich Motivpaare finden, mal beginnen die Piktogramme durch den Einfluss anderer ihre Bedeutung zu verändern. Jetzt könnte man seinen Lacan auspacken und über die Ordnung des Symbolischen extemporieren, aber sparen wir uns das.

Von der Zierleiste ins Museum: Die Trommel beschäftigte den Künstler Siggi Hofer schon in seiner Kindheit.
Foto: Michael Strasser

Besser ist, sich am Stichwort Ordnung festzuhalten; denn so verspielt Hofers immersive Installation auf der einen Seite wirken mag, so strukturiert ist sie auf der anderen: Die Motive sind auf Raster gemalt, die Balken, die alle einen Meter lang sind, entsprechen der Länge der Dachpaneelseiten und so weiter. Hofer hat in dem Raum auch drei Arbeitsplätze eingerichtet, dort wird er weitere Objekte produzieren, sodass die Ausstellung erst kurz vor ihrem Abbau fertig sein wird.

Die Macht des Ausschnitts

Worum geht es in Still Life nun aber? Um das Schaffen von Verbindungslinien beim Schauen auf eine scheinbar chaotische Welt. Um das Ändern von Blickwinkeln und die Macht des Ausschnitts. Und es geht auch um geteilte und persönliche Erinnerungen: Viele von Hofers Motiven wie zum Beispiel die Trommel, die er als Schüler in Form der Zierleiste unter seine Hausaufgaben zeichnen musste, stammen aus seiner eigenen Kindheit. Auch eine seiner Kinderzeichnungen, auf der sich Häuser als Symbol der Sehnsucht nach der Großstadt nur so türmen, hat es in die Ausstellung geschafft.

Still Life ist also nicht nur etwas für Kinder, sondern hat auch etwas von einem Kind. (Amira Ben Saoud, 4.3.2022)