Die AUA ist zum Abheben bereit und stellt sich aller Unwägbarkeiten zum Trotz auf einen betriebsamen Reisesommer ein. 500.000 Buchungen für den Sommer in den vergangenen zwei Wochen lassen die Lufthansa-Tochter auf Aufwind hoffen, wie die Vorstände Michael Trestl und Francesco Sciortino bei der Präsentation der Bilanz für das vergangene Jahr erklären. Nicht ohne eingangs ihrer Bestürzung über die Lage in der Ukraine Ausdruck zu verleihen. Inwieweit der Krieg in Europa die erhoffte Erholung der von der Pandemie schwergebeutelten Luftfahrtindustrie bremsen wird, können die Manager naturgemäß noch kaum einschätzen.

Die Corona-Krise hat ihren Schrecken gerade erst verloren, da sorgt Krieg in der Ukraine für neue Unsicherheit.
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Unmittelbar seien die Auswirkungen überschaubar. Noch. Eine davon: Die "Umfliegung" des russischen Luftraums auf der Strecke nach Schanghai etwa verlängert die Flüge um eine Stunde, das kostet mehr Treibstoff, sagt Michael Trestl. Eine flugzeitverlängernde Zwischenlandung zum Auftanken braucht es dafür zumindest nicht. Ein Problem könnte sich daraus allerdings noch ergeben: Die EU-Airlines weichen derzeit grosso modo über den türkischen Luftraum aus. Das könnte dort zu Stau führen, sagt Trestl.

Hoffnung auf "starken Sommer"

Derzeit rüstet man sich aber für "einen starken Sommer". Das Management geht davon aus, dass man heuer mit den nach der Flottenschrumpfung verbliebenen 61 Fliegern ein Fünftel mehr touristisches Angebot als im florierenden Vor-Corona-Jahr aufbieten wird. Ibiza, Valencia, Palma de Mallorca: Mit dem Ansteuern beliebter Destinationen rund um den Mittelmeerraum will man den verbliebenen Low-Costern in Wien – Wizz und Ryanair – Paroli bieten. Mit welchen Preisen? Nicht mit Lockangeboten, die "billiger sind als ein Kebab", beteuert Trestl. Mit anderen Worten: Tickets um fünf Euro will man nicht verschleudern, aber um wettbewerbsfähige Angebote wie etwa um 39 Euro ins spanische Ferienparadies komme man nicht herum. Der Spielraum, auf der Kurzstrecke höhere Preise durchzusetzen, sei überschaubar.

Tiefrote Bilanz

Wenig Spielraum gibt es derzeit auch in finanziellen Belangen, auch wenn man die Corona-Pause genutzt habe, die AUA effizienter aufzustellen, wie Francesco Sciortino betont. Die AUA hat im zweiten Corona-Jahr 2021 wieder einen hohen Verlust eingeflogen, auch wenn er etwas niedriger ausfiel als im ersten Jahr der Pandemie. Auch die Beschränkungen im Jahr zwei hinterließen in der Bilanz eine tiefrote Spur: Der Verlust ("adjusted ebit") der Airline belief sich auf 264 Millionen Euro, immerhin um 55 Millionen Euro weniger als im Jahr davor. Die Zahl der Passagiere stieg zwar wieder auf fünf Millionen, belief sich aber letztlich nur auf ein Drittel des letzten Jahres vor der Krise. Ähnlich verhält es sich mit dem Umsatz: Er konnte auf 743 Millionen Euro geschraubt werden, lag damit aber immer noch bei einem Drittel des Vorkrisenniveaus.

Die AUA flog wieder tief in der Verlustzone – jetzt hofft man auf einen starken Sommer.
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Schneller kommt man bei der Personalreduktion voran. Vom ursprünglich geplanten Abbau von 1350 Vollzeitstellen ist man mit einem Stand von derzeit 1200 nicht mehr weit entfernt. Mittlerweile wird sogar wieder rekrutiert. Trestl spricht von einer dreistelligen Anzahl von Flugbegleitern und Flugbegleiterinnen, die aufgenommen werden sollen. Im Plan ist man auch bei der Rückzahlung des staatsgarantierten Kredits: Die AUA hat bisher 60 der 300 Millionen zurückgezahlt.

Auch bei der Mutter Lufthansa blieb die von Analysten erwartete Prognose einer Rückkehr zu schwarzen Zahlen nach zwei Jahren milliardenhoher Verluste am Donnerstag aus. Operativ fiel 2021 ein Minus von 2,3 Milliarden Euro an. Nach 5,5 Milliarden Euro im Jahr davor aber immerhin eine deutliche Verbesserung. Auch die AUA-Schwester Swiss sieht weiter rot. Mit umgerechnet rund 421 Millionen Euro Verlust gilt auch hier: Es geht wieder aufwärts. Für alle gilt: Man stellt sich vor dem Hintergrund der Ukraine-Krise auf weiterhin schwierige Zeiten ein – aber die Hoffnung auf Erholung lebt. (Regina Bruckner, 3.3.2022)