Auf dem Areal der ehemaligen Landwirtschaftlichen Fachschule hätten 40 Luxuschalets und ein Hotel entstehen sollen. Der Gemeinderat hat die Umwidmung nun aber abgelehnt.

Foto: atterwiki.at

Unterhalb der Landesklinik St. Veit wurde ein Ärztezentrum errichtet. Für Wirbel sorgen Wohnungen im Obergeschoß.

Foto: SPÖ Salzburg

Sie sind in vielen Orten zum Reizwort geworden: Chaletdörfer. Die Luxuszimmer in Hüttenform sind in vielen touristischen Regionen nicht mehr gern gesehen. So auch am Attersee. Doch genau so ein Dorf mit 40 Hütten zusätzlich zu einem Hotel mit 110 Betten wollte der ehemalige Lenzing-Generaldirektor und Saline-Vorstand Peter Untersperger auf dem Areal der ehemaligen Landwirtschaftlichen Fachschule bauen.

Der Weyregger Gemeinderat hat am Mittwochabend die nötige Umwidmung für das seit Jahren geplante Hotelprojekt jedoch einstimmig abgelehnt und somit de facto begraben. Und das, obwohl die Gemeinde dringend Hotelbetten haben und das Areal touristisch nutzen möchte. "Ein Votum, das glasklar zu respektieren ist", sagt der grüne Klubobmann Severin Mayr. "Nun muss ein neues Projekt gemeinsam mit der Gemeinde entwickelt und vor allem für das Grundstück ein marktgerechter Kaufpreis gezahlt werden." Zudem dürfe es kein Projekt sein, das quasi durch die Hintertür neue Zweitwohnsitze an den Attersee bringe, betont Mayr.

Ein Grundstück zum günstigen Quadratmeterpreis

Brisant ist, dass das Grundstück, auf dem das Hotelprojekt gebaut werden sollte, im Besitz des Landes ist. 2015 schloss die Landesimmobiliengesellschaft mit Investor Peter Untersperger einen Vertrag ab. Das Land hätte das 15.000-Quadratmeter-Areal mit einem Rücktrittsrecht zu einem Quadratmeterpreis von 230 Euro verkauft. Untersperger sagte zu, das Areal zu kaufen, und verpflichtete sich, dort innerhalb von fünf Jahren ein Hotel zu bauen. Geld ist aber noch keines geflossen. Denn im Vertrag steht, dass erst gezahlt werden muss, wenn das Grundstück umgewidmet wurde.

Dieses Angebot wurde auch mehrmals verlängert und läuft mit 30. Juni ab. "Bauland in vergleichbarer Lage kostet mittlerweile zwischen 800 und 1000 Euro. Das sind Welten. Immerhin geht es hier um das Geld der Steuerzahlerinnen", ärgert sich Mayr. Dadurch würde das 15.000 Quadratmeter große Areal der ehemaligen Landwirtschaftsschule nicht wie im Vertrag 3,4 Millionen, sondern rund zwölf Millionen Euro kosten.

Ferienwohnung auf Ärztezentrum

Auch in Salzburg sorgt ein Bauprojekt auf Landesgrund für Aufregung. Unterhalb des Grafenhofs, der Landesklinik St. Veit, sollte ein Ärztezentrum entstehen. Das Land hat das Grundstück zu einem günstigen Preis des Baulandsicherungsmodells an eine Gesellschaft der Familie des Vizebürgermeisters Karl Schwaiger (ÖVP) verkauft. Im Obergeschoß der Ordination für Privatärzte hätten zusätzlich drei Apartments errichtet werden sollen. Die Ferienwohnungen wurden auch schon auf vier Buchungsplattformen angeboten.

Nachdem die Apartments nach Aussendungen der SPÖ medial für Wirbel gesorgt hatten, hat die Familie den Antrag auf touristische Nutzung wieder zurückgezogen. Der Kaufvertrag lässt auch nur eine Nutzung als Ärztezentrum zu und könnte bei Nichterfüllung rückabgewickelt werden. Nun sollen die Apartments als Personalwohnungen verwendet werden.

SPÖ sieht Sittenbild

"Es ist ein Sittenbild, wie unverschämt manche in der ÖVP glauben, sich bedienen zu können", sagt der Pongauer SPÖ-Abgeordnete Hans Ganitzer. "Erst wenn der öffentliche Aufschrei nicht mehr zu überhören ist, lässt man vom Vorhaben ab, relativiert und fühlt sich missverstanden." Die SPÖ habe sich vor einem Jahr im Landtag als einzige Fraktion gegen den Verkauf des günstigen Grundes ausgesprochen. Die Vergabe von weiteren sieben Parzellen, die im Landesbesitz waren, stößt der SPÖ ebenso sauer auf. "Der Sohn des ÖVP-Vizebürgermeisters baut direkt daneben auf einem 800-Quadratmeter-Grundstück sein Eigenheim", sagt Garnitzer. Weitere Baugrundstücke seien ebenfalls an Personen gegangen, die der ÖVP sehr nahestehen.

Auch Wohnbau-Landesrätin Andrea Klambauer (Neos) ist über die Entwicklung des Projekts verärgert. Denn sie hätte auf den Landesflächen geförderte Miet- und Eigentumswohnungen errichten wollen. Die Gemeinde bestreitet jedoch, dass sich Klambauer gemeldet habe, und plant nun ein weiteres Baulandsicherungsmodell. (Stefanie Ruep, 8.3.2022)