Bisher ist Netflix werbefrei – die Niedrigpreispolitik des Mitbewerbs sieht man kritisch.

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Werbeunterbrechungen haben sich im linearen Fernsehen schon lange etabliert – Streamingdienste haben sich von solch einer Zusatzeinnahme allerdings bisher distanziert. Der Netflix-CFO Spencer Neumann stimmte bei einer Investorenkonferenz am Dienstag jetzt jedoch andere Töne an. Obwohl es derzeit keine Pläne für ein solches Modell gebe, könne man diesen Schritt für die Zukunft nicht ausschließen, so Neumann.

Skalierbares Abo-Modell

"Es ist nicht so, als wären wir Werbung gegenüber generell abgeneigt. Derzeit finden sich solche Konzepte in unseren Plänen allerdings nicht. Wir haben ein sehr gutes, skalierbares Abo-Modell, und um das nochmals zu sagen, sag niemals nie, aber es ist aktuell nicht unsere Strategie", sagte Neumann auf der Morgan Stanley's 2022 Technology, Media & Telecom Conference diese Woche.

In den USA hatte vor wenigen Tagen Disney+ für 2022 ein günstigeres Abo-Modell angekündigt, das gestützt von Werbung funktionieren und so neue Zielgruppen erreichen soll. Diese Möglichkeit, die auch Anbieter wie Hulu oder HBO Max bereits in ihren Plänen inkludiert haben, schließt Neumann aus. "Wir können natürlich nicht ignorieren, was die anderen tun, aber für uns macht das keinen Sinn." Die Niedrigpreisstrategie der Mitbewerber kommentiert der Netflix-CFO mit den Worten: "Damit verlieren sie sehr viel Geld."

Netflix solle sich zu einem profitablen Geschäft entwickeln – in diesem Jahr werde man auch positiv bilanzieren können. Vor allem das große Wachstum außerhalb der USA war 2021 eine Stütze für das Unternehmen. Für dieses Jahr kündigt Netflix Preiserhöhungen für die USA und Kanada an, die wohl auch auf Europa Auswirkungen haben werden. "Am Ende des Tages liegt unser Preis dort, wo wir den Wert unseres Angebots sehen", so Neumann.

Ukraine-Krieg

Angesprochen auf die Tatsache, dass Netflix seinen Dienst derzeit in Russland aussetzt, relativierte der CFO die Relevanz des Marktes für Netflix. "Der Krieg ist eine schreckliche Tragödie, und unser Mitgefühl gilt allen Menschen, die betroffen sind." Russland sei für Netflix ein ohnehin schwieriger Markt aufgrund der vielen Regulierungen und mache lediglich ein Prozent des Gesamtumsatzes aus. Man habe sich deshalb kurzfristig entschieden, sämtliche Aktivitäten im Land einzustellen. (red, 10.3.2022)