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Geschlossene Clubs und abgesagte Events: Die Pandemie hat vor allem freiberuflich Arbeitende in der Kunst- und Kulturbranche stark getroffen.

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Etwa eine halbe Million Österreicherinnen und Österreicher sind laut der europäischen Statistikbehörde selbstständig – und es werden mehr. "Viele Tätigkeiten werden zunehmend von Firmen outgesourct, und atypische Arbeitsverhältnisse nehmen zu. Menschen werden dadurch vermehrt unfreiwillig in die Selbstständigkeit – und gleichzeitig in eine Unsicherheit – gedrängt", erklärt Sabine Kock, Geschäftsführerin bei Smart, einer solidarökonomischen Genossenschaft in Wien. In der Pandemie sei die soziale Exklusion und die Risiken von Selbstständigen noch einmal stärker sichtbar geworden.

Gemeinsam mit Smart möchte Kock hier gegensteuern: Selbstständige können mit Aufträgen oder Projekten an die Kooperative herantreten und daraus eine Anstellung kreieren. Dadurch sind sie in die staatlichen Sicherungssysteme eingebunden und haben Zugang zu Sozialleistungen sowie Anspruch auf Arbeitslosengeld oder Kurzarbeit. Und das funktioniere für eine große Bandbreite von Freiberuflern sowohl für kurzfristige Projekte wie Workshops als auch für kontinuierliche, aber geringfügige Tätigkeiten wie Übersetzungsarbeiten bis hin zu großen Aufträgen in der IT-Branche.

Soziale Inklusion

"Wir verbinden die Freiheit der Selbstständigkeit mit der Sicherheit einer Anstellung. Das ist eine neue Form von selbstbestimmter Arbeit", sagt Kock. Ursprünglich stammt die Idee zu Smart aus Belgien und ist vor mehr als 20 Jahren aus dem künstlerischen Milieu entstanden. Die belgische Schwesterorganisation hat mittlerweile 75.000 User und 170 Mitarbeitende. Im Jahr 2019 wurde ein Umsatz von rund 167 Millionen Euro erzielt. In Österreich zählt die Plattform derzeit 1300 User.

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Die meisten Nutzerinnen kommen laut Kock für ein definiertes Projekt über einen Zeitraum von ein paar Monaten. Aber es gebe auch Mitglieder, die Smart schon seit Jahren nutzen. Darunter eine Handvoll Musiker, die alle ihre Gigs über die Plattform abwickeln und dadurch seit vier Jahren eine kontinuierliche Anstellung haben und ihre Gagen wie ein festes Grundgehalt über diesen Zeitraum beziehen. Ein Viertel der Nutzerinnen arbeite außerdem sehr international, die Anstellung in Österreich bleibe aber bestehen und damit eine fortlaufende Sozialversicherung. Die Kooperative bietet zudem eine Zahlungsgarantie für alle Aufträge, sobald diese vom Auftraggeber unterschieben sind. Das schaffe zusätzlich Planungssicherheit für die User, sagt die Geschäftsführerin.

Interessierte können probeweise ein Projekt mit der Plattform umsetzen und sich danach entscheiden, ob sie Mitglied werden wollen. Ein Anteil an der Kooperative kostet 50 Euro und sei mehr symbolisch, erklärt Kock. So entstehe eine Doppelkonstruktion: Allen Angestellten der Genossenschaft gehört sie nämlich auch. Es sei aber ebenso möglich, selbstständig zu bleiben.

Vernetzung

Die aktuell verhältnismäßig kleine Zahl an Usern liege laut Kock einerseits daran, dass viele Menschen Smart nicht kennen würden. Andererseits gebe es auch Selbstständige, für die sich das Angebot weniger eignet. Pro Auftrag falle eine Gebühr von zehn Prozent an, und im Fall einer Anstellung seien die Lohnnebenkosten aus dem Budget des Auftrags zu bezahlen, erklärt sie. Als Richtwert könne man davon ausgehen, von der eingebrachten Summe am Ende 50 bis 60 Prozent netto zu haben. Die Entscheidung beizutreten sei daher immer individuell. "In Hinblick auf die Sozialleistungen lohnt es sich aber langfristig zu denken", rät Kock. Hinzu komme die Unterstützung bei der Abwicklung der Aufträge und der Austausch im Netzwerk.

Aktuell arbeite man an der Umsetzung einer partizipativen Online-Plattform. Mit finanzieller Unterstützung der Arbeiterkammer Wien sollen dadurch Abläufe automatisiert und Vorgänge transparenter werden. Als weiteres Ziel für die nächsten Wochen und Monate nennt Kock eine stärkere Vernetzung der Mitglieder. In den letzten zwei Jahren habe es zwar immer wieder Online-Treffen gegeben, künftig hofft sie aber auf mehr Liveformate. (Anika Dang, 15.3.2022)