In Großbritannien kommt es insbesondere in U-Bahn-Stationen immer wieder zu unerwünschten Zusendungen von "Dickpics".

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Dass es nicht besonders nett ist, anderen Menschen ungefragt anzügliche Fotos zu schicken, sollte sich im Allgemeinen herumgesprochen haben. Wer es trotzdem tut, wird sich in Großbritannien in Zukunft damit einigen Ärger einfangen können. Das Vereinigte Königreich steht vor der Einführung eines neuen Gesetzes, das Strafen im Ausmaß von bis zu zwei Jahren Haft vorsieht.

Das Problem ist freilich nicht neu. Seit Jahren gibt es Klagen, insbesondere von Frauenrechtsorganisationen. In öffentlichen Verkehrsmitteln und an Orten mit hohem Menschenaufkommen wird immer wieder von derlei Übermittlungen, insbesondere von Penisfotos, berichtet. Gerne genutzt wird dafür die "Airdrop"-Funktion von Apples iPhones, über die sich Dateien drahtlos an andere Geräte schicken lassen, die diese aktiviert haben.

Kritiker finden Entwurf zu lax

Zur strafrechtlichen Bekämpfung wird dem UK Sexual Offences Act von 2003 ein neuer Tatbestand hinzugefügt. Er nennt sich Cyberflashing – "Flashing" kann im Englischen auch die Entblößung intimer Körperstellen gegenüber anderen bedeuten. Laut "Business Insider" ist damit zu rechnen, dass die Gesetzeserweiterung es auf Anhieb durch das Parlament schafft, allerdings gibt es dennoch bereits Kritik am Entwurf.

Befürchtet wird, dass die gewählte Definition des Cyberflashing nur dann strafrechtliche Verfolgung ermöglicht, wenn sich glaubhaft machen lässt, dass die Täterin oder der Täter – bei den dokumentierten Fällen handelt es sich fast ausnahmslos um Männer – die Handlung zur eigenen sexuellen Befriedigung gesetzt hat. Dies würde die technisch ohnehin schon schwierige Beweisführung noch einmal erschweren und den neuen Passus weitgehend zahnlos machen.

"Wir haben eine klare Wahl", wird die Rechtsexpertin Clare McGlynn von der Durham University zum Thema zitiert. Entweder mache man ein "beschränktes Gesetz, weil wir uns darum sorgen, Männer zu stark zu kriminalisieren, die Penisbilder verschicken, ohne sich des Einverständnisses sicher zu sein", oder man "priorisiert die Rechte von Mädchen und Frauen". In ersterem Falle drohe das ohnehin angeschlagene Vertrauen von Frauen in das Justizsystem weiter zu sinken.

Im Jahr 2019 wurden bei der British Transport Police 66 Vorfälle unerwünschter Zusendung anzüglicher Aufnahmen dokumentiert. 2016 waren es noch drei. Die Behörden gehen allerdings von einer hohen Dunkelziffer aus. Laut einer Befragung von mehr als 3.000 Personen in den USA im Jahr 2020 haben acht Prozent aller Erwachsenen zumindest schon einmal Erfahrung mit einem solchen Übergriff gemacht. (red, 14.3.22)