In Russland sind westliche Social-Media-Plattformen inzwischen gesperrt.

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Facebook, Twitter, Instagram und Co: Seit Ausbruch des Ukraine-Krieges haben russische Bürger keinen Zugang zu großen Social-Media-Plattformen mehr. Zudem drohen Journalistinnen und Journalisten, deren Berichterstattung dem Narrativ des Kreml widerspricht, wegen eines neuen Zensurgesetzes bis zu 15 Jahre Haft. Für die Menschen wird es deshalb immer schwieriger, an unabhängige Informationen zu gelangen. Ändern soll das eine neue Webseite namens Squad303, dank der Menschen aus aller Welt mit Russinnen und Russen direkt in Kontakt treten können.

Möglich macht das laut dem "Wall Street Journal" eine Gruppe polnischer Entwicklerinnen, die eine Datenbank mit 20 Millionen Telefonnummern und knapp 140 Millionen E-Mail-Adressen russischer Bürgerinnen und Unternehmen beschaffen konnten. Die Webseite lässt einen aus einer Reihe vorgewählter Botschaften in russischer Sprache wählen, die anschließend an eine zufällig ausgewählte Telefonnummer oder Adresse geschickt werden können.

"Digitale Zensurmauer" durchbrechen

Eine dieser Nachrichten lautet folgendermaßen: "Der Kreml lügt! Putins Krieg hat das russische Volk ins Unglück gestürzt! Es gibt kein Geld auf den Banken, keinen Treibstoff, alle ausländischen Unternehmen haben das Land verlassen, und Putin versteckt sich in seinem Palast in Gelendschik!"

Auf Twitter berichten Nutzer von ihren Erlebnissen mit dem Service.

"Unser Ziel war es, Putins digitale Zensurmauer zu durchbrechen und dafür zu sorgen, dass die russische Bevölkerung nicht völlig von der Welt und der Realität dessen, was Russland in der Ukraine tut, abgeschnitten ist", sagt ein Sprecher gegenüber dem "Wall Street Journal". Laut ihm ist das Projekt mit Radio Free Europe vergleichbar, mit dem die USA während des Kalten Krieges versuchten, Menschen hinter dem Eisernen Vorhang zu erreichen.

Millionen Nachrichten

Mit diesem Vorhaben scheinen die Betreiber erfolgreich zu sein. Seitdem der Service am 6. März gestartet wurde, sollen bereits sieben Millionen Textnachrichten und zwei Millionen E-Mails an Russen geschickt worden sein, berichtet "Engadget". Häufig hätten die Absender zudem Fotos und Videos angehängt, die den Konflikt zeigen.

Auf Twitter berichten manche von ihnen über ihre Erfahrungen mit Squad303. Einer von ihnen schreibt, mehr als 200 Nachrichten an russische Telefonnummern verschickt zu haben. Teilweise sollen daraus längere Unterhaltungen entstanden sein, in denen Gesprächspartner ihren Unmut über Wladimir Putin ausdrückten. (red, 14.3.2022)