Eine einzelne Honigbiene (rechts) und auch ein ganzer Bienenstock – jedenfalls in Nordamerika – haben gegen die Asiatische Riesenhornisse keine Chance.

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Gut, sie ist mit fünf Zentimetern Länge die größte Hornisse der Welt. Und in Asien sterben immer wieder Menschen an ihren Stichen, die etwas mehr Gift enthalten als die der hierzulande heimischen Hornissen. Doch das rechtfertigt noch lange nicht, dass die Asiatische Riesenhornisse (Vespa mandarinia) seit rund zwei Jahren unter der Bezeichnung "Mörderhornisse" durch die Medien geistert, nachdem im Herbst 2019 erste Sichtungen der Insekten in Nordamerika gemeldet worden waren.

Übel vor allem für Bienen

Stiche seien für Menschen übel, bestätigt der Bienenexperte Keith Delaplane von der University of Georgia. Ein Dutzend Stiche seien noch okay, hundert Stiche weniger. Er ist aber ebenso entschieden gegen die Bezeichnung "Mörderhornisse" wie sein Kollege James Nieh (Universität von Kalifornien in San Diego).

Dennoch es gibt für James Nieh einen guten Grund, den Vormarsch der invasiven Insekten in Nordamerika zu stoppen – und auch den der Asiatischen Hornisse in Europa: Sie schaden nämlich den heimischen Bienenpopulationen, die über keine geeigneten Strategien gegen die zugewanderten Insekten verfügen und diesen hilflos ausgeliefert sind.

Asiatische Riesenhornissen vor einem geplünderten Bienenstock.
Foto: Dong Shihao

So kann eine einzelne Riesenhornisse beim Eindringen in einen Bienenstock hunderte Bienen – meist durch Köpfen – töten, um an die Larven zu gelangen. Auf diese Weise werden ganze Bienenvölker ziemlich schnell erledigt, die ohnehin schon durch Pestizide und andere Umweltfaktoren gefährdet sind. In Asien hingegen sind die Bienenpopulationen besser auf die Hornissen vorbereitet und töten sie, indem sie die Eindringlinge in einer Art "Hitzeball" ersticken:

Nordamerikanische Honigbienen kennen diesen Trick nicht.
James Nieh

Das Einwanderungsrätsel

Wie die Asiatischen Riesenhornissen einwanderten, ist unklar. In den letzten beiden Jahren wurden sie in Nordamerika vor allem in British Columbia und im Bundesstaat Washington nachgewiesen. Modellsimulationen deuten darauf hin, dass sie sich schnell in Washington, Oregon und möglicherweise im Osten der USA ausbreiten könnten.

Wie kann der augenscheinliche Vormarsch der riesigen Insekten gestoppt werden? James Nieh schlägt im Fachblatt "Current Biology" mit drei chinesischen Kollegen eine mögliche Lösung vor: Das internationale Entomologenteam berichtet auf Basis von Vorarbeiten aus dem Jahr 2017, dass es die drei Hauptbestandteile des Sexualpheromons der weiblichen Asiatischen Riesenhornisse identifiziert habe, nämlich Hexansäure, Octansäure und Decansäure.

Diese drei Verbindungen seien zudem gut verfügbar und können als Köder zum Aufspüren und Fangen der Insekten verwendet werden, schreiben die Forscher, die in ihrer Studie auch gleich den Beweis dafür antraten.

Überblick über Ausbreitung

Da sich Riesenhornissen normalerweise in der Nähe der Nester paaren, stellten die Forscher für ihre neue Studien ebendort solche Duftfallen auf. Tatsächlich fingen sie nur männliche Hornissen – in zwei Saisonen in Asien einige Tausend –, aber keine Weibchen oder andere Arten.

Anstatt die Identifizierung des Sexualpheromons patentieren zu lassen, beschlossen Nieh und seine Kollegen, ihre Ergebnisse sofort zu veröffentlichen. Das soll erstens helfen, die Ausbreitung der Insekten besser zu dokumentieren und zweitens, diese Ausbreitung letztlich auch zu stoppen. (Klaus Taschwer, 14.3.2022)