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Ihr Mann Richard kämpfte mit der gemeinsamen Tochter an der Seite um die Freilassung von Nazanin Zaghari-Ratcliffe.

Foto: Reuters / ANDREW BOYERS

Die guten Nachrichten sind derzeit dünn gesät – umso mehr freut die Nachricht, dass wenigstens zwei der westlichen Staatsbürger und -bürgerinnen, die in den letzten Jahren wegen abstruser Vorwürfe im Iran verhaftet, verurteilt und eingekerkert worden sind, wieder frei sind und nach Hause zurückkehren können. Nazanin Zaghari-Ratcliffe war im April 2016 festgenommen worden, Anoosheh Ashoori im August 2017. Beide sind Briten beziehungsweise Doppelstaatsbürger, aber das Konzept wird vom Iran nicht akzeptiert.

Vor allem Zaghari-Ratcliffes Schicksal bewegte die internationale Öffentlichkeit: Als die damals 37-Jährige am Teheraner Flughafen an der Ausreise gehindert wurde, hatte sie gerade mit ihrer 22-monatigen Tochter ihre Eltern besucht. Sie habe Journalisten und Journalistinnen ausgebildet, gegen das iranische System zu arbeiten, wurde ihr vorgeworfen. Das Schlimme war, dass ein gedankenloser britischer Außenminister das mit seinen Aussagen öffentlich zu bestätigen schien, à la "Sie hat ja nur ...". Er hieß Boris Johnson.

Erneuter Prozess

Die Jahre seitdem waren geprägt von Hoffnung und schweren Rückschlägen. Mehrmals trat Zaghari-Ratcliffe in den Hungerstreik, während ihr Mann von außen für sie kämpfte, oft mit der kleinen Gabriella an der Seite, der man quasi beim Aufwachsen zusehen konnte.

Besonders bitter war, dass sie 2021 ihre fünfjährige "Strafe" eigentlich abgesessen hatte, in einem neuen Prozess aber gleich zu einem weiteren Jahr verurteilt wurde. Der Verdacht auf eine Corona-Erkrankung verschaffte ihr insofern Erleichterung, als sie im Februar 2020 mit einer Fußfessel zu ihren Eltern entlassen wurde. Von all dem können andere Häftlinge nur träumen, darunter die beiden Österreicher Kamran Ghaderi und Massud Mossaheb, die seit 2016 respektive 2019 festgehalten werden.

Gutes Zeichen für Wien

Das britische Diplomatenteam, das die Freigelassenen am Mittwoch in Teheran abholte, wurde von Stephanie al-Qaq angeführt – die auch Londons Verhandlerin bei den Wiener Atomgesprächen ist. Insofern wurde die Nachricht auch als gutes Zeichen für Wien gedeutet.

Ausschlaggebend waren jedoch wohl umgerechnet 475 Millionen Euro: Geld, das London Teheran seit einem nach der Iranischen Revolution 1979 von den Briten abgesagten Waffengeschäft, für das bereits Geld geflossen war, schuldete. Die Eigentumsfrage war geklärt, aber lange argumentierte London, dass die Iran-Sanktionen eine Rückzahlung verhinderten. Jetzt ging es doch. (Gudrun Harrer, 16.3.2022)