Das Exemplar von Victor Klemperers Lingua Tertii Imperii ist gerade nicht zu finden, aber "Triage im Asylbereich", die der niederösterreichische Landesrat Gottfried Waldhäusl einführen will, gehört als Begriff auf jeden Fall in ein Buch über die "Sprache des Dritten Reiches". Triage ist ja das Verfahren, wo man im Feldlazarett oder aber auch in der Corona-Intensivstation entscheidet, wer noch behandelt wird und wer nicht. Waldhäusl meint jedenfalls mit "Triage", dass man die geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer aufnehmen werde, die Syrer und Afghanen aber nicht.

Gottfried Waldhäusl sprach im Zusammenhang mit Flüchtlingen von "Triage".
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Er hätte da gleich "Selektion" sagen können, aber das ist das, was die SS an der Rampe von Auschwitz gemacht hat, und das wollte er wohl doch vermeiden. Das wäre zu arg, selbst für eine FPÖ mit ihrer Tradition von NS-Anspielungen – von Jörg Haiders "ordentlicher Beschäftigungspolitik im Dritten Reich" bis Herbert Kickls "konzentriert halten" (von Asylwerbern).

Jedenfalls: Selbst wenn man der Meinung ist, dass die ukrainischen Zivilisten, die aktuell unter die russischen Bomben gekommen sind, eher schutzbedürftig sind als die syrischen, die vor einiger Zeit in Aleppo von den Russen zusammengebombt wurden, ist die Verwendung des Wortes "Triage" doch eher etwas aus dem Wörterbuch des Unmenschen. Die Frage ist daher, warum die niederösterreichische Landeshauptfrau Mikl-Leitner den Waldhäusl immer noch als Landesrat für Flüchtlingsfragen duldet. (Hans Rauscher, 18.3.2022)