Manfred Honeck leitete das Sonntagskonzert mit Bruckners Achter.

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Da ist dieser Satz, der vor einem Monat noch nicht im Programmheft gestanden wäre: "Von 2015 bis 2022 war Valery Gergiev Chefdirigent der Münchner Philharmoniker." Die Gründe für die dortige Entlassung des russischen Dirigenten sind bekannt. Die Dirigate seiner Gastspiele im Musikverein wurden Andris Nelsons und Manfred Honeck übertragen, der Österreicher leitete das Sonntagskonzert mit Bruckners Achter.

Gergiev hat mit den Münchnern bis 2020 alle Bruckner-Symphonien im Stift St. Florian aufgenommen, Honeck standen zwei Orchesterproben (plus eine Generalprobe) zur Verfügung, um dessen interpretatorisches Design der Achten umzugestalten. Welche Impulse hat der Chef des Pittsburgh Symphony Orchestra gesetzt? Die Münchner musizierten jedenfalls beseelt und mit einer körperlichen Sinnlichkeit, gaben am Uraufführungsort der Achten eine kulinarische Deutung des Großwerks zum Besten, die das Gehör verwöhnte wie das Viergangmenü eines Sternekochs den Gaumen. Der Beginn des langsamen dritten Satzes: wie eine Brombeer-Schoko-Torte, in Portwein getränkt.

Nasturica-Herschcowici glänzte

Die satt-weich klingenden Streicher waren eine Sensation: wie sie glühten, sich bis zum letzten Kontrabasspult abstrudelten. Konzertmeister Lorenz Nasturica-Herschcowici, der vergangenen Dezember im Musikverein unter Gergievs Leitung auch das Mariinsky-Orchester angeführt hatte, glänzte kurz solistisch. Fabelhaft rund das Blech, beim Holz machten Soloflötist Michael Martin Kofler und der junge Solo-Oboist Andrey Godik mit Impulskraft und Poesie von sich hören. Begeisterung. (sten, 22.3.2022)