Die Regierung setzt Forschungsprioritäten: Zusätzliche Unterstützung sollen in diesem Jahr unter anderem die Bereiche künstliche Intelligenz, Halbleiterforschung, aber auch die zukünftige Bekämpfung von Pandemien erhalten.

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Erfreuliche Nachrichten aus der Forschungspolitik sind nicht allzu häufig. Der neue Fonds Zukunft Österreich, der im Oktober des Vorjahres verkündet wurde, stellt eindeutig eine solche Erfolgsmeldung dar. Fünf Monate später wurde die Einrichtung dieses Fonds ein weiteres Mal abgefeiert. Hatte man im Herbst 2021 bekanntgegeben, dass es ab 2022 jährlich 140 Millionen Euro zusätzlich für Forschung und Innovation geben wird, so verkündeten die Wirtschaftsministerin, die Klimaschutzministerin und der Bildungsminister am Dienstag, in welche Bereiche die ersten 140 Forschungsmillionen investiert werden sollen.

Wie aber kam es überhaupt zur Einrichtung dieses neuen Fonds? Der war im Vorjahr längst notwendig geworden, weil seit Ende 2020 massive finanzielle Lücken in der heimischen Forschungsförderung zu stopfen waren. Damals waren nämlich sowohl die jährlichen rund hundert Millionen Euro der Nationalstiftung als auch rund 33 Millionen aus dem Österreich-Fonds ausgelaufen.

Massive finanzielle Lücken 2021

Zusammen mit ebenfalls über die Nationalstiftung vergebenen ERP-Zinserträgen standen damit zentralen Forschungsförderungsinstitutionen im Vorjahr insgesamt rund 140 Millionen Euro nicht mehr zur Verfügung, dieser Ausfall wurde für 2021 nur zum Teil kompensiert. Der Wissenschaftsfonds FWF, wichtigster Förderer von Grundlagenforschung, musste deshalb zeitweilig sogar Programme für den wissenschaftlichen Nachwuchs zurückfahren.

Nach nicht ganz einfachen Verhandlungen mit dem Finanzministerium war es schließlich gelungen, nicht nur einen Ersatz für die Nationalstiftung und den Österreich-Fonds zu finden, sondern gleich auch noch deren jährliche Schwankungen auszubügeln: Mit dem Fonds Zukunft Österreich sind zumindest für die nächsten drei Jahre jeweils 140 Millionen sichergestellt. "Das sorgt auch für größere Planungssicherheit", wie Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) gemeinsam mit Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) am Dienstag betonte.

Internationale Innovationsziele

Doch wie werden die 140 Millionen Euro nun konkret verwendet? Konkret dafür zuständig sind das Bildungs-, Klimaschutz- und Wirtschaftsministerium, die sich dabei wieder an den Zielen der Forschungsstrategie (FTI-Strategie 2030) orientieren, die Österreich ins internationale Spitzenfeld in Sachen Innovation bringen soll. Laut Vorgabe der Forschungsstrategie sollen die Gelder des neuen Fonds zur strategischen Schwerpunktsetzung für wichtige Zukunftsfelder und Zukunftstechnologien ausgegeben werden.

Herausgekommen ist ein bunter Mix an Förderschwerpunkten, die zu etwas mehr als der Hälfte des Fördergeldes im Bereich der angewandten Forschung liegen, wie Wirtschaftsministerin Schramböck klarstellte. Entsprechend weniger als 50 Prozent stehen für die Grundlagenforschung zur Verfügung.

Zahlreiche Schwerpunkte

Konkret sollen für die Finanzierung österreichischer Beteiligungen an EU-Partnerschaften im Gesundheitsbereich sieben bis zwölf Millionen Euro und für die nationale Co-Finanzierung beim Digital-Europe-Programm acht bis zehn Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden, für die zukünftige Bekämpfung von Pandemien drei bis fünf Millionen Euro und für nichtkommerzielle klinische Forschung sechs bis zehn Millionen.

Weiters gibt es für die Beteiligung an internationalen Forschungsinfrastrukturen zehn bis 20 Millionen Euro, für Förderungen im Bereich künstliche Intelligenz (KI) sowie für Forschung und Entwicklung im Halbleiterbereich jeweils zehn bis zwölf Millionen Euro. Zudem sind sechs bis neun Millionen für datengetriebene Forschung über die Gesellschaft vorgesehen. In diesem Zusammenhang wird etwa das Austrian Micro Data Center bei der Statistik Austria erwähnt.

Millionen für den Nachwuchs

Eher in den Bereich der Grundlagenforschung fallen zehn bis 20 Millionen für exzellente Forschungsgruppen. Zehn bis zwölf Millionen sind für anwendungsorientierte Grundlagenforschung und 20 bis 25 Millionen Euro für disruptive beziehungsweise radikale Innovationen vorgesehen. Schließlich sollen 15 bis 25 Millionen Euro in Nachwuchsförderung gehen.

Die Förderagenturen wie Wissenschaftsfonds FWF, Forschungsförderungsgesellschaft FFG, Christian-Doppler-Gesellschaft (CDG) oder Austria Wirtschaftsservice (aws) können bis Mai Vorschläge machen, wie sie diese Schwerpunkte in ihrem jeweiligen Förderbereich umsetzen wollen. Die Entscheidung über die tatsächliche Mittelverteilung an die Agenturen treffen dann der Forschungsrat und der Stiftungsrat der Nationalstiftung FTE bis zum Sommer.

Ab diesem Zeitpunkt profitiert dann auch die österreichische Forschung von den 140 Millionen Euro für das bereits laufende Jahr. Die Schwerpunktsetzungen der nächsten Tranche für 2023 sollen dann etwas früher und womöglich noch Ende 2022 verkündet werden. Was dann wieder für eine erfreuliche Nachricht aus der Forschungspolitik sorgen wird. (tasch, 22.3.2022)