Den Lebensabend an einem karibischen Strand verbringen oder in einem idyllischen Dörfchen irgendwo im Süden Europas, wo es billigere Wohnungen gibt, steuerliche Anreize, gar eine bessere Gesundheitsversorgung: Die Vorstellung, sich im Ausland zur Ruhe zu setzen, scheint verlockend zu sein, zumal für US-Amerikanerinnen und -Amerikaner. Nur welches Land eignet sich am besten?

Diese Frage will "International Living", ein US-amerikanisches Magazin, beantworten. Es veröffentlicht jedes Jahr eine Liste mit Ländern, die sich besonders gut für den Ruhestand eignen. Nach eigenen Angaben ist es dieser Global Retirement Index, die umfassendste und detaillierteste Studie ihrer Art, der Pensionistinnen und Pensionisten dabei helfen soll, eine Entscheidung für den richtigen Ort zu treffen. Es ist eine Liste von Reisezielen, in denen ein Rentnerpaar mit nur 2.000 Dollar pro Monat bequem leben kann. Offenbar handelt es sich dabei um ein Erfolgsmodell – immerhin liegt mit der Ausgabe 2022 bereits die 31. Edition der Studie vor.

Glücklich, gesund, günstig

Dabei stützt man sich auf Informationen von Redakteurinnen, Redakteuren, Korrespondentinnen und Korrespondenten aus aller Welt, die vor Ort tätig sind. Neben den persönlichen Berichten der Redakteure werden die Länder in zehn Kategorien bewertet: Wohnen, Vergünstigungen und Rabatte, Visa und Aufenthalt, Eingliederung/Vergnügen, Entwicklung, Klima, Gesundheitswesen, Regierungsführung, Chancen und Lebenshaltungskosten.

Ziel sei es, Orte zu finden, an denen Rentnerinnen und Rentner weniger Geld ausgeben, glücklich und gesund leben und ein neues Land kennenlernen können, ohne sich zu weit von dem zu entfernen, was ihnen vertraut ist. Die Top-Ten-Länder für 2022 sind eine Mischung aus kulturellen Zentren in Europa und Orten in Mittel- und Südamerika. Anzumerken ist vorweg, dass sich der Global Retirement Index 2022 wie auch seine Vorgänger hauptsächlich an einigermaßen betuchte US-amerikanische Pensionistinnen und Pensionisten richtet – die Schattenseiten des jeweiligen Landes werden dabei nur allzu oft ausgeblendet.

Punta del Este in Uruguay.
Foto: AFP/MARIANA SUAREZ

10. Uruguay

Im vergangenen Jahr stand an dieser Stelle noch Vietnam. Das südostasiatische Land wurde heuer von Uruguay abgelöst. Das Land sei entspannt, biete eine großartige Mischung aus pulsierenden Städten und natürlicher Schönheit – mit anderen Worten, es sei ein ausgezeichneter Ort, um sich zur Ruhe zu setzen, befindet man bei International Living. Es gebe Strände, Rinderfarmen im Landesinneren, und die Temperaturen sinken im ganzen Land selten unter den Gefrierpunkt. Montevideo wird mit seinen "hervorragenden" Parks und öffentlichen Plätzen, trendigen Cafés und zahlreichen Bars und Restaurants entlang der Rambla, einer rund 20 Kilometer langen Uferpromenade, hervorgehoben. Daneben sei der Badeort Punta del Este eine gute Anlaufstelle, weil es dort eine "blühende Expat-Gemeinde" gebe. Das Beste an Uruguay, meinen die Autorinnen und Autoren des Index: "Ihre Sozialversicherung und Ihre Rente werden nicht besteuert." Die Lebenshaltungskosten seien zudem niedrig: Ein Auswandererpaar könne für 3.000 US-Dollar im Monat sehr komfortabel leben, wenn man Gesundheitsversorgung, Transport, Lebensmittel und Unterhaltung mit einbezieht.

Platja D'Aro nahe Girona, Spanien.
Foto: AFP/JOSEP LAGO

9. Spanien

Ebenfalls ein Neuankömmling in der Liste ist Spanien. Das Land biete ein wunderbares Klima, angenehme Einwohnerinnen und Einwohner und eine Lebensweise, in der Wert auf gutes Essen und Freizeit gelegt werde. Die Städte entlang der Mittelmeerküste bieten mehr als 300 Sonnentage im Jahr, liest man. Gelobt wird auch die Architektur Barcelonas, die hervorragende Gesundheitsversorgung, eine verlässliche Infrastruktur und eine Vielzahl englischsprachiger Einwohner. Zudem seien die Lebenshaltungskosten in Spanien niedriger, als die meisten erwarten. Ein Paar könnte an der Küste sehr gut für 2.200 bis 2.400 US-Dollar pro Monat leben.

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Malta.
Foto: REUTERS/Darrin Zammit Lupi

8. Malta

Im Global Retirement Index 2021 hat sich Malta um einen Rang verbessert. Aber es gilt, was schon im vergangenen Jahr betont wurde: Der Inselstaat vereine südeuropäisches Flair mit hoher Lebensqualität, weil Service (u. a. ein gutes Gesundheitssystem, wenn auch für Expats nicht zugänglich, dafür aber günstiger als in den USA) und Infrastruktur, gepaart mit einer Fülle an "historischen und architektonischen Schätzen" etc., ganz hervorragend seien. Das Preisniveau sei im Vergleich mit den USA auch geringer. Das Wetter sei auch gut.

Paris.
Foto: AFP/BERTRAND GUAY

7. Frankreich

Über die Vorzüge des Landes hinsichtlich Kulinarik, Kultur und Geschichte braucht man nicht lange diskutieren – auch "International Living" zählt diese auf. Hingewiesen wird vor allem darauf, dass es in Frankreich viele erschwingliche Regionen gibt. "Wenn Sie die Côte d’Azur und das Zentrum von Paris meiden, können Sie französische Immobilien oft für 50 Prozent weniger kaufen oder mieten als vergleichbare Wohnungen in den USA", heißt es. Und weiter: "Wenn Sie eine Wohnung für 1.200 Dollar mieten können, kann Ihr monatliches Budget leicht auf 2.500 Dollar begrenzt werden." Das sollte aber genügen, um seinen Ruhestand wie ein "Gott in Frankreich" zu verbringen. Besonders hervorgehoben werden wie schon im vergangenen Jahr die Gesundheitskosten: Das Gesundheitssystem werde häufig als eines der besten der Welt bezeichnet, und die Einwohnerinnen und Einwohner würden eine hochwertige Versorgung zu günstigen Preisen genießen. Nach einem dreimonatigen Aufenthalt im Land hätten Expats Anspruch auf eine allgemeine Krankenversicherung.

Quito, Ecuador.
Foto: Getty Images/iStockphoto/Fabricio Burbano

6. Ecuador

Wie im letzten Index landet Ecuador auch heuer wieder auf dem sechsten Platz. Das südamerikanische Land wird wieder in den höchsten Tönen gelobt, es sei das Land der Vielfalt – eine perfekte Kombination aus Klima, Kultur und "Erschwinglichkeit". Und weiter: Ecuador sei ein weitgehend unentdecktes Land, das noch nicht gentrifiziert ist, aber dennoch die Annehmlichkeiten des modernen Lebens biete wie z. B. Hochgeschwindigkeits-Glasfaser-Internet, eine US-Dollar-Währung, gemäßigtes Wetter, gute öffentliche Verkehrsmittel und eine erschwingliche Gesundheitsversorgung und Unterkunft.

Kolumbien.
Foto: Getty Images/iStockphoto/DC_Colombia

5. Kolumbien

"So ziemlich jede und jeder könne hier einen bequemen Platz finden, den er oder sie sein Zuhause nennen kann", heißt es bei "International Living". Das Land sei gut entwickelt und biete eine qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung zu niedrigen Kosten, die für Expats leicht zugänglich sei. Mit seiner Pension käme man gut aus. Schon deswegen, weil keine Heizkosten anfallen, heißt es. Wer sich in dem lateinamerikanischen Land niederlassen will, solle doch Medellín oder das etwas ruhigere San Antonio de Pereira ins Auge fassen, liest man.

Porto, Portugal.
Foto: Getty Images/iStockphoto

4. Portugal

Auch ein Dauerbrenner im Index: Portugal. "Ob Sie nun raue Atlantikstrände oder kopfsteingepflasterte Städte bevorzugen, Portugal hat für jeden etwas zu bieten", heißt es. Das Land profitiere von einem "herrlichen Mittelmeerklima", die Einheimischen würden ein "entspanntes Umfeld mit allen Annehmlichkeiten der ersten Welt, wie Hochgeschwindigkeitsinternet, zuverlässige Flughäfen und öffentliche Verkehrsmittel" genießen. Hinzukämen die Lebenshaltungskosten: "Portugal ist eines der erschwinglichsten Länder in Westeuropa. Ein Ehepaar kann in den Wohnvierteln Lissabons für etwa 2.200 Dollar pro Monat komfortabel leben, während ein Budget von 1.700 Dollar pro Monat in einer der kleineren oder weiter im Landesinneren gelegenen Städte ausreichen kann", liest man. Auch von der so guten wie günstigen Gesundheitsversorgung zeigt man sich bei "International Living" angetan.

San Francisco de Campeche, Mexiko.
Foto: Getty Images/iStockphoto/sorincolac

3. Mexiko

Mexiko eröffnet die top drei der Länder für einen angenehmen Ruhestand. Das mittelamerikanische Land sei eine bequeme Wahl für amerikanische Rentnerinnen und Rentner, biete aber weit mehr Vorzüge als seine geografische Nähe zu den USA. Nämlich sämtliche Annehmlichkeiten, die man auch aus der Heimat kennt. Nicht zuletzt deshalb gelte Mexiko seit Jahrzehnten als eines der beliebtesten Expat-Ziele vor allem für US-Amerikaner und Kanadier. Die vergleichsweise niedrigen Lebenshaltungskosten dürften für viele Auswanderer ebenfalls attraktiv sein. Mit weniger als 1.900 US-Dollar im Monat könne man als Paar in Mexiko gut leben.

Costa Rica.
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2. Costa Rica

Vergangenes Jahr noch auf Rang eins, schafft es das Land in Zentralamerika heuer nur auf den zweiten Stockerlplatz. Nichtsdestoweniger sei das Land seit 40 Jahren bei Auswanderern sehr beliebt, was nicht nur am entspannten Lebensstil dort liegt. Eine alleinstehende Person könne im Central Valley (wo sich auch teurere Städte wie San José und Tamarindo befinden) mit 1.600 bis 2.000 US-Dollar pro Monat auskommen, während Paare im Ruhestand mit 2.500 bis 3.000 US-Dollar monatlich sehr gut leben könnten, ist bei "International Living" zu lesen. Auch die Gesundheitsversorgung sei günstig.

Panama City, Panama.
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1. Panama

2021 noch mit dem zweiten Platz bedacht, holt sich Panama im aktuellen Global Retirement Index die Goldmedaille. Das zentralamerikanische Land sei wegen seines warmen Klimas, seiner abwechslungsreichen Landschaft, des gut ausgebauten Gesundheitssystems und der vergleichsweise günstigen Lebenshaltungskosten attraktiv. Lukrativ in Panama sei auch das Rabattsystem für Pensionisten, das beispielsweise 25 Prozent Vergünstigungen auf Flüge und Mahlzeiten in Restaurants gewähre. Hier gebe es sowohl Pazifik- als auch Karibikstrände, in Küstenstädten wie Coronado hätten sich florierende und gastfreundliche Expatriate-Gemeinden gebildet. Was will man mehr? (red, 27.3.2022)

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