Am Dienstag wurden österreichweit nur noch 210 Corona-Erstimpfungen verabreicht.

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Erst am Montag hat die türkis-grüne Bundesregierung nach dem Aussetzen der Impfpflicht eine neue Impfkampagne unter dem Schlagwort #GemeinsamGemimpft gestartet. Die geplante Impflotterie wurde ja trotz großer Ankündigung bereits vor einem Monat abgesagt. Die Corona-Impfung spielt in Österreich aktuell aber praktisch keine Rolle mehr: In den letzten sieben Tagen wurden im Schnitt gerade einmal 3.140 Impfungen pro Tag durchgeführt, das sind so wenige wie zu Beginn der Impfungen Anfang 2021.

Diese Entwicklung führt derzeit dazu, dass die Impfquote in Österreich nicht stagniert, sondern sogar sinkt. Das bedeutet: Es laufen mehr aktive Impfzertifikate aus, als Personen dazukommen, die sich impfen lassen. Am 15. März waren noch 69,37 Prozent der Gesamtbevölkerung im Besitz eines gültigen Impfzertifikats, eine Woche später sind es nur noch 69,23 Prozent. Nach STANDARD-Berechnungen verloren damit binnen sieben Tagen 12.534 Personen ihr Impfzertifikat, obwohl im selben Zeitraum 21.980 Impfungen verabreicht wurden.

2G-Regel nur in Wien

Derzeit hat das Auslaufen des Grünen Passes außerhalb von Wien aber kaum eine Relevanz: Schließlich gibt es nur in der Hauptstadt eine 2G-Regel in der gesamten Gastronomie: Besucher müssen nachweisen, dass sie geimpft oder genesen sind. Bei Grenzübertritten ist der Grüne Pass aber ebenfalls noch ein Thema: Für die Einreise nach Österreich ist ein gültiger Grüner Pass (geimpft, genesen oder getestet) weiterhin erforderlich.

Die knapp 70 Prozent, die laut Gesundheitsministerium ein aktives Impfzertifikat besitzen, spiegeln freilich nur einen Teil der Realität wider. Schließlich steigt in der Omikron-Welle mit den massiv hohen Neuinfektionszahlen und der Durchseuchungsstrategie der Regierung auch die Zahl der Genesenen signifikant.

Neben Geimpften werden natürlich auch Personen infiziert, die kein aktives Impfzertifikat besitzen – aber nach überstandener Infektion ein Genesungszertifikat erhalten und damit einen Grünen Pass haben. Alleine in den letzten sieben Tagen von 15. bis 22. März wurden 270.000 Genesene verzeichnet. Insgesamt haben seit Pandemiebeginn bereits mehr als drei Millionen eine Infektion durchgemacht und galten danach als genesen.

Derzeit 809.352 mit gültigem Genesungszertifikat

Auf STANDARD-Anfrage heißt es aus dem Gesundheitsministerium, dass aktuell 809.352 Genesungszertifikate gültig sind. Diese werden in der Durchimpfungsrate nicht berücksichtigt. Dazu kommen eben die rund 6,2 Millionen Personen, die sich impfen ließen und ein aktives Impfzertifikat haben. Damit besitzen aktuell mehr als sieben Millionen Personen in Österreich ein gültiges Impf- oder Genesenen-Zertifikat für den Grünen Pass.

Spannend ist Folgendes: Laut Gesundheitsministerium kann eine Genesung vor einer Impfung "zu einem Impfzertifikat berechtigen", wie es heißt. Aber: "Eine Genesung nach den Impfungen hat für das Impfzertifikat keine Relevanz."

Das Genesungszertifikat gilt übrigens sechs Monate lang. Dieselbe Gültigkeitsdauer hat eine abgeschlossene Impfserie von zwei Stichen. Auch beim einst als Einmalimpfstoff angepriesenen Vakzin von Johnson & Johnson benötigt man seit 3. Jänner dieses Jahres zwei Stiche. Nach einer erfolgten Booster-Impfung – oder mit zwei Stichen nach Genesung – gilt der Grüne Pass neun Monate nach dem letzten Stich.

Geimpfte und Genesene bei Omikron mit Ansteckung gleich betroffen

Gegen eine mögliche Wiedereinführung von 3G (also geimpft, getestet oder genesen) sprach sich die Virologin Dorothee von Laer aus. Diese würden "keinen Sinn" ergeben, da sich mit Omikron Geimpfte genauso oft anstecken würden als Ungeimpfte. Bei 2G (geimpft oder genesen) würde man die Ungeimpften schützen, die ein hohes Risiko einer schweren Erkrankung haben. Denn die Impfung würde gut vor schweren Verläufen schützen.

Von Laer plädierte bei der Nachtgastronomie und für Veranstaltungen für eine 1G-Regel. Zutritt sollen demnach nur noch Getestete erhalten. Ab April werden freilich die Corona-Tests in Österreich auf zehn Stück pro Person (fünf PCR-Tests, fünf Antigentests) kontingentiert.

Keine vierte Impfung zugelassen

Wie aber geht es weiter, wenn auch die Gültigkeitsdauer nach den Drittimpfungen abläuft? Bei den ersten Booster-Impfungen ist das im Sommer so weit. Laut Gesundheitsministerium ist eine vierte Impfungen derzeit nicht zugelassen und auch "nicht allgemein empfohlen". Lediglich bei Hochrisikopersonen ist eine Impfung ohne Genehmigung möglich – frühestens sechs Monate nach der dritten Impfung und nach Nutzen-Risiko-Abwägung durch Arzt oder Ärztin. (David Krutzler, 23.3.2022)