Bankräuber und Brüder: Yahya Abdul-Mateen II und Jake Gyllenhaal.

Foto: Andrew Cooper/Universal Pictures

Druckkammern, in denen das Geschehen auf engem Raum zusammengepfercht wird und zugleich mit moderner Technologie ans Außen gekoppelt bleibt: Der Actionfilm als Kammerspiel war in den späten 1980er- und 90er-Jahren eine beliebte Form des High-Concept-Kinos. Schauplatz konnte ein hermetisches Gebäude sein (Die Hard), manchmal nahm der Unheilsplot auch den Bus wie in Speed. Der Actionreißer Ambulancewirkt wie ein verspäteter Nachfolgefilm: Zwei Drittel davon spielen im Inneren eines Krankenwagens, der über das verzweigte Freeway-Netz und allerhand Nebenstraßen von Los Angeles rattert.

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Langweilig wird es darin meistens nicht. In einer besonders brenzligen Situation muss Cam (Eiza González) sogar mithilfe per Zoom zugeschalteter Ärzte und der eigenen Haarspange operieren. Die kaltblütige Sanitäterin wurde von den beiden Bankräuber-Brüdern Danny (Jake Gyllenhaal) und Will (Yahya Abdul-Mateen II) als Geisel genommen, der unglückliche Patient ist ein bei dem Coup angeschossener Cop – zugleich die einzige Lebensversicherung für die Flüchtenden, denn dessen Leben will das über zweieinhalb Stunden beständig anwachsende Arsenal an Verfolgern unbedingt schonen.

Ausgedacht hatte sich diesen Vorwand für eine Materialschlacht Michael Bay(Transformers). Noch einmal wirft er alle Zutaten des physischen Übertölpelungskinos in den Topf und verzichtet auf Computereffekte. Zerstört wird, was brechen und explodieren kann – und nach guter alter Verfolgungsjagdtradition mit hoher Oktanzahl sind dies zuerst die Polizeikarossen. Das zentrale Schauspielertrio macht seine Sache beherzt, Gyllenhaal bekommt als neurotischer, schreiender Maniac am meisten Platz. Michael Bay war noch nie ein sonderlich sorgfältiger Erzähler, er liebt auch die hirnlosen Kameraperspektiven, aber immerhin ist richtig etwas los. (kam, 24.3.2022)