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Im Umfeld der russischen Botschaft in Washington sind Proteste an der Tagesordnung. Aber eben nicht nur das.

Foto: Manuel Balce Ceneta / AP

Werbung funktioniert umso besser, je genauer sie auf die Zielgruppe ausgerichtet ist. So sieht es zumindest die Werbebranche selbst, die seit Jahren eine Fülle an Nutzerdaten sammelt, um die Effektivität ihrer Kampagnen zu steigern. Nun mag der reale Wert dieser Personalisierung nicht unumstritten sein, das FBI zeigt aber, dass sich diese Dienste zumindest dazu nutzen lassen, um das Gegenüber gar formidabel zu trollen.

Geofencing

Die US-Bundesbehörde hat Werbungen bei Facebook, Twitter und Google geschaltet, um unzufriedene russische Spione zum Plaudern zu bringen. Das Besondere daran: Diese Werbeeinschaltungen werden nur im direkten Umfeld von russischen Botschaften angezeigt, dort dafür aber dann massiv.

Die "Washington Post" konnte dieses Verhalten rund um die russische Botschaft in Washington nachweisen. Bereits wenige Straßen von dieser entfernt verschwinden die Werbeeinschaltungen demnach wieder.

Genauigkeit

Die Werbung des FBI richtet sich an eine sehr enge Zielgruppe.
Grafik: FBI

Tatsächlich bieten viele Werbeplattformen die Möglichkeit, Einschaltungen gezielt auf einen Ort auszurichten. Gedacht ist das vor allem für Geschäfte, die auf diesem Weg Kunden im Umfeld anlocken wollen. Wie genau das geht, variiert von Plattform zu Plattform. So garantiert etwa Facebook nur eine Genauigkeit von rund einem Kilometer, dies lässt sich aber durch gewisse Tricks – etwa die Zuordnung einer Nachbarschaft und einer Postleitzahl – noch weiter eingrenzen.

Die Werbeeinschaltung zeigt dabei ein Foto von Sergei Naryschkin, dem Chef des Auslandsgeheimdienstes SVR, als dieser vor einigen Wochen von Putin öffentlich gedemütigt wurde und in der Folge aus Nervosität zu zittern und stottern begann. Die Nachricht des FBI fordert ihn nun auf, dass er doch offen sprechen solle – man sei immer bereit zuzuhören.

Professioneller Rahmen

Doch die Nachricht richtet sich natürlich nicht nur an Naryschkin, insofern werden die Beworbenen in der auf Russisch gehaltenen Nachricht dazu aufgefordert, das FBI zu kontaktieren. In einem vertraulichen Gespräch könnte man sich ja dann austauschen – alles natürlich professionell und in einem respektvollen Rahmen, genehmigt sich die US-Bundesbehörde noch einen weiteren Seitenhieb auf das Vorgehen von Putin.

Ob darauf wirklich jemand anspringt, ist natürlich unklar. Allerdings dürfte die Werbung auch aus einem anderen Grund ein voller Erfolg sein: weil sich die russischen Botschaften nun fragen müssen, welcher der bei ihnen ein- und ausgehenden Spione diese Nachricht bekommen hat – und ob jemand davon aus so etwas reagieren könnte. (apo, 25.3.2022)