Kann auch als Stalking-Gerät missbraucht werden, hat aber deutlich weniger Batterielaufzeit als die Airtags: die Apple Watch.

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Als Apple vor rund einem Jahr seine smarten GPS-Tags, Airtags, auf den Markt brachte, gab es schnell skeptische Stimmen von Datenschützern. Die kleinen, runden Accessoires könnten nicht nur zum Auffinden von Koffern, Geldbörsen und anderen Besitztümern genutzt werden, sondern seien auch einfach zu missbrauchen, um andere Personen zu stalken, so die Warnung. Tatsächlich wurden seitdem auch mehrere solcher Fälle bekannt. Apple rüstete sein iOS-Betriebssystem nach und veröffentlichte auch eine Android-App, mit der Betroffene eine solche Nachverfolgung entdecken können sollen. Hier folgte jedoch Kritik, dass diese Lösungen nicht ausreichend seien.

Ein neuer Fall aus den USA zeigt nun, dass es nicht unbedingt Airtags braucht, um über einen kürzeren Zeitraum hinweg Stalking zu betreiben. Die Polizei im Bundesstaat Tennessee nahm kürzlich einen Mann fest, der eine Apple Watch verwendet hatte, um den Aufenthaltsort seiner Freundin ausfindig zu machen, berichtet der Regionalsender NBC WSMV4.

Totalüberwachung

Die Beziehung des Paares war schon vorher zerrüttet. Beide überwachten gegenseitig ihren Aufenthaltsort mit der App Life360. Sie hatte aus Angst vor ihm immer wieder Family Safety Centers (eine öffentlich geführte Einrichtung für Missbrauchs- und Gewaltopfer, die Dienststellen relevanter Behörden vereint) in Nashville aufgesucht und dabei vorher das Tracking in der App deaktiviert. Laut ihrer Aussage habe das zu einem Bombardement an Nachrichten mit der Aufforderung, ihren Standort wieder zu teilen und anzurufen, geführt.

Nachdem ihr Freund sie mit dem Tode bedroht haben soll, suchte die Frau kürzlich erneut ein solches Zentrum auf, um bei der Polizei ein Annäherungs- und Kontaktverbot für ihren nunmehr ehemaligen Partner zu erwirken. Dabei wurde beobachtet, dass dieser auf einmal auch dort auftauchte, obwohl die Betroffene die Tracking-App wie gehabt deaktiviert hatte. Die Polizei sah, wie er auf ihr Auto zusteuerte und neben dem Vorderreifen auf der Beifahrerseite unter dieses kroch.

Smartwatch an Speichen befestigt

Die Beamten konfrontierten den 29-Jährigen an Ort und Stelle und fanden eine Apple Watch, die an den Speichen befestigt worden war. Der Mann bestätigte, dass es sich um seine Uhr handelte. Er hatte die Smartwatch mit laufender Life360-App dort angebracht, um den Standort seiner Partnerin über sein Handy nachverfolgen zu können.

Der Täter wurde festgenommen und muss sich nun vor Gericht verantworten. Gegen ihn wird auch noch wegen häuslicher Gewalt in zwei Fällen verhandelt. (red, 28.3.22)