"Wir lassen uns die Agenda nicht von Terroristen diktieren", erklärte Israels Außenminister Yair Lapid am Montag, und jene fünf Außenminister, die sich mit ihm zu einem historischen Treffen in Israels Negev-Wüste eingefunden hatten, stimmten ihm zu. Dennoch war den Attentätern, die am Sonntagabend auf einer belebten Straße in der israelischen Küstenstadt Hadera das Feuer eröffnet hatten, genau das gelungen. Es war der Terror, der am Montag die Schlagzeilen dominierte – und nicht der historische Brückenschlag im Negev.

Ein Treffen von vier arabischen Außenministern mit dem israelischen, und das in Israel, ist eine historische Premiere. Von links im Bild: Abdullatif bin Rashid Al Zayani (Bahrain) Sameh Shoukry (Ägypten), Antony Blinken (USA), Yair Lapid (Israel), Nasser Bourita (Marokko), Abdullah bin Zayed Al Nahyan (VAE).
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Dort hatte Lapid am Sonntag die Außenminister der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), Marokkos, Bahrains, Ägyptens und der USA begrüßt. Es war das erste Gipfeltreffen dieser Art, und es soll den Erklärungen der teilnehmenden Staaten nach nicht das letzte sein. Möglich wurde das durch das Abraham-Übereinkommen, das eine Aufnahme der diplomatischen Beziehungen und verstärkter wirtschaftlicher Verflechtungen zwischen Israel und den Emiraten, Marokko, Bahrain und Sudan einleitete. Ägypten hat bereits seit 1979 einen Friedensvertrag mit Israel.

Zwei Anschläge in Serie

Doch Zeiten der Annäherung sind im Nahen Osten immer auch Zeiten erhöhter Terrorgefahr: Dieses Prinzip hat sich in den vergangenen Tagen erneut bestätigt. Erst am Dienstag waren bei einem Terroranschlag in Beersheba im Süden Israels vier Menschen getötet worden. Es war einer der schwersten Anschläge der vergangenen Jahre, und er hatte die Befürchtung aufkommen lassen, dass es sich um den Beginn einer Terrorserie in Israel handeln könnte.

Zwar hatten sich terroristische Überfälle in den vergangenen Monaten gehäuft, diese hatten sich jedoch auf das von Israel besetzte Westjordanland und auf Jerusalem beschränkt. Das Attentat in Hadera, bei dem die Angreifer zwei 19-jährige Grenzpolizisten töteten und zwölf weitere Menschen verletzten, ist der zweite große Anschlag in Israel binnen einer Woche.

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Die drusische Gemeinschaft in Kisra-Sumei betrauert den 19-jährigen Yezen Falah, einen der beiden Polizisten, die beim IS-Terroranschlag in Hadera am Samstag getötet wurden.
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Es war einem Zufall zu verdanken, dass dabei nicht noch mehr Menschen getötet wurden. Zwei Sicherheitskräfte, die sich zum Zeitpunkt der Tat in einem nahegelegenen Lokal befanden, schossen auf die Angreifer und töteten sie. Sie verhinderten dadurch ein noch größeres Blutbad: Bei den Terroristen wurde Munition für über 1.000 Schuss gefunden.

Zu beiden Anschlägen hat sich die Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS) bekannt. Beide Attentäter – laut Medienberichten handelte es sich um Cousins – waren amtsbekannt. Einer von ihnen war dem israelischen Sicherheitsapparat bereits einschlägig aufgefallen, er soll 2016 in die Türkei gereist sein, um sich dem "Islamischen Staat" anzuschließen. Er hatte bereits eineinhalb Jahre Freiheitsstrafe absolviert.

Fünf Festnahmen

Nach der Tat nahmen Sicherheitskräfte fünf Personen im Umfeld der Attentäter fest. Über sie wurde Administrationshaft verhängt – eine von Menschenrechtlern kritisierte Sanktion, die vorwiegend auf Palästinenser aus dem Westjordanland angewandt worden war. Es handelt sich um Verdachtshaft mit stark eingeschränktem Rechtsschutz.

Am kommenden Samstag beginnt der muslimische Fastenmonat Ramadan, der im vergangenen Jahr von einer schweren Gewaltwelle begleitet wurde. Damals waren es die palästinensischen Terrorbewegungen Hamas und Islamischer Jihad, die zur Eskalation beitrugen. Sie wollen auch diesmal nicht fehlen: Am Montag lobten sie den Terrorakt in Hadera als "Heldentat", übernahmen aber nicht die Verantwortung dafür. Der Akt sei eine direkte Antwort auf das Außenministertreffen im Negev.

Die Minister wollten das nicht gelten lassen. "Wir sind hier, weil wir aus tiefstem Herzen an den Frieden glauben", sagte der marokkanische Außenminister Nasser Bourita auf einer Pressekonferenz am Montag. Und der bahrainische Außenminister, Abdullatif bin Rashid Al Zayani, sagte, der Terroranschlag in Hadera bekräftige nur, wie wichtig die Kooperation der einst verfeindeten Staaten sei. (Maria Sterkl, 28.3.2022)