Peter Schöttel wird in nächster Zeit sehr oft telefonieren.

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Es werden intensive Tage für Peter Schöttel. Dem 55-jährigen Sportdirektor des Österreichischen Fußballbundes (ÖFB) obliegt es, einen neuen Teamchef zu suchen und vor allem zu finden. Präsident Gerhard Milletich hat ihn mit diesbezüglichen Vollmachten ausgestattet, das ist ein Zeichen von Druck und Vertrauen.

Schöttel nimmt die Verantwortung gerne wahr. "Dazu bin ich ja da", sagt er dem STANDARD. Bei der letzten Bestellung vor mehr als vier Jahren hatte er drei Kandidaten ohne eine persönliche Bewertung ausgesucht. Andreas Herzog, Thorsten Fink und Franco Foda, das Präsidium unter dem damaligen Chef Leo Windtner entschied sich bekanntlich für Foda.

Diesmal muss Schöttel seine Favoriten benennen. Sollte das Präsidium dann trotzdem einen anderen nehmen, wäre der Sportdirektor geschwächt. "Ich trage ein gewisses Risiko, aber ich gehe davon aus, dass man meinem Vorschlag folgt." Schöttel ist ein Teamplayer, er setzt auf die Expertise im eigenen Haus, aber auch auf die Meinungen externer Fachleute. "Ich nenne keine Namen." Salzburgs Sportdirektor Christoph Freund soll einer sein, mit dem sich Schöttel hin und wieder austauscht.

Kein Neuseeländer

Das Anforderungsprofil ist klar, zudem muss der Neue ins Gehaltsschema passen. Insofern sind Grenzen gesetzt, Pep Guardiola ist dezidiert auszuschließen. Schöttel: "Fachkompetenz und soziale Kompetenz sind logisch. Ein Teamchef muss in der kurzen Zeit, die er zur Verfügung hat, das Maximum rausholen. Und er muss mit Kritik umgehen können. Der Job ist nicht vergleichbar mit jenem eines Vereinstrainers." Ob In- oder Ausländer, sei nicht so wichtig. "Er muss die Spieler kennen. Ein Neuseeländer wird es nicht."

Schöttel hatte eine Diskussion angezettelt, als er nach dem 1:2 in Wales von zwei Gruppen sprach. Die eine, die eine "Red-Bull-Ausbildung" erfahren hat (körperbetont, Pressing), die andere, er nannte sie "Wiener Schule", die gerne den Ball am Fuß hat. David Alaba zählte er zu dieser Spezies. Schöttel: "Das war keine Wertung."

Der ÖFB hat keine spezielle Ausbildungsphilosophie für seine Auswahlen, im Gegensatz zu skandinavischen Verbänden. "Vereine haben unterschiedliche Philosophien – und Zeit. Wir müssen flexibel sein. Es geht um die Leute, die wir zur Verfügung haben. Die Spielanlage hängt vom Personal ab. Ein Teamchef muss die Besten einberufen."

Schöttel setzt sich kein Zeitlimit, allerdings soll die Personalie deutlich vor der Präsidiumssitzung am 29. April geklärt sein. Er wird keine Wasserstandsmeldungen abgeben und auf wirre Schlagzeilen kaum reagieren. Jüngstes Beispiel: "Es wurde berichtet, dass mir Niko Kovac abgesagt hat. Zum letzten Mal habe ich vor vier Jahren mit ihm telefoniert."

Schöttel wird auf "zehn bis 15 Kandidaten" zugehen, mit ihnen ausführliche Gespräche führen. Ungefähr drei sollen dann übrig bleiben, die er dann reiht. "Sollte es schiefgehen, wovon ich nicht ausgehe, trage ich die Verantwortung." Der Neue darf sich einen Assistenten seines Vertrauens aussuchen.

Foda: Wäre ein guter TV-Experte

Franco Foda ist übrigens felsenfest davon überzeugt, dass sein Nachfolger eine gute, die richtige Lösung sein wird. Nach dem Abschiedsspiel am Dienstagabend im Happel-Stadion, dem 2:2 gegen Schottland, sagte er: "Der ÖFB weiß, was er tut, da habe ich vollstes Vertrauen. Marcel Koller war die richtige Entscheidung, Franco Foda war die richtige Entscheidung, beide sind wir zur EM gefahren."

Foda schloss nicht aus, irgendwann als TV-Experte zu arbeiten. "Auf jeden Fall wäre ich ein guter Experte, der nicht nur ein Spiel sieht, sondern auch liest. Und ich würde keine Trainer kritisieren." Aber das ist eine andere Geschichte. (Christian Hackl, 30.3.2022)